Europas Börsen im Aufwind – Hoffnung auf Chip-Lieferungen

Frankfurt (Reuters) – Die jüngste Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China lässt Anleger zum Wochenauftakt bei Aktien zugreifen. Mit dem Start in den als starker Börsenmonat geltenden November ließ der Dax erneut die Marke von 24.000 Punkten hinter sich.

Bis Montagmittag kletterte der deutsche Leitindex um gut ein Prozent auf 24.248 Zähler. Der EuroStoxx50 zog um 0,8 Prozent auf 5705 Punkte an. Vor allem der Automobilsektor profitierte von beruhigenden Äußerungen des Chipherstellers Nexperia über die Aufhebung einer Liefersperre.

“Der Lieferstreit um Halbleiter aus China, der die Autoindustrie zuletzt in Unruhe versetzte, scheint sich zu entspannen”, konstatierten die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg. Der zum chinesischen Wingtech-Konzern gehörende niederländische Chiphersteller Nexperia teilte am Sonntag mit, dass Hindernisse für die Lieferung seiner Chips beseitigt worden seien. Die Firma wolle sich nun auf eine stabile Versorgung der Kunden konzentrieren. “Nexperia hat eine Schlüsselrolle in der Automobilproduktion, da in einem Fahrzeug bis zu 500 seiner Chips verbaut werden”, erläuterten die Analysten.

ERLEICHTERUNGSRALLY BEI AUTOWERTEN

Anleger zeigten sich erleichtert und stiegen erneut bei Autowerten ein. Zu den stärksten Dax-Werten gehörten Mercedes-Benz und Volkswagen, die sich in der Spitze jeweils um mehr als drei Prozent verteuerten. BMW und die Porsche Holding erzielten Kurszuwächse von rund zwei Prozent. In Paris verteuerte sich Renault um drei Prozent. Der Streit um die Kontrolle von Nexperia, das große Mengen von Basischips für Elektronikkomponenten herstellt, hat zu Engpässen geführt und weltweit Autohersteller alarmiert. “Nach einer scheinbar unaufhörlichen Reihe schlechter Nachrichten von europäischen Autoherstellern ist dies ein kleiner Hoffnungsschimmer”, sagte Chris Beauchamp, IG Markets-Analyst. Um eine Trendwende handele es sich aber nicht.

Unterdessen kletterte die Aktie von Siemens Energy um mehr als fünf Prozent auf ein Rekordhoch von 113,35 Euro. Der Energietechnikkonzern profitierte dabei von positiven Äußerungen von Morgan Stanley im Vorfeld der Quartalszahlen in der kommenden Woche. Die Experten der Investmentbank setzten das Kursziel auf 120 von zuvor 112 Euro. Zugleich hielten sie Händlern zufolge an ihrer Empfehlung “Overweight” fest.

Auch die Berichtssaison sorgte für Impulse. Die Papiere des französischen LNG-Spezialisten GTT stiegen um 7,5 Prozent auf ein Rekordhoch, nachdem das Unternehmen seine Jahresprognose angehoben hatte. Die Analysten von Bernstein verwiesen auf die starke Entwicklung des Marktes für Flüssigerdgas. Die Aktien von Ryanair machten anfängliche Verluste wieder wett und zogen nach einem optimistischen Ausblick gut zwei Prozent an. Dagegen gaben die Papiere von Campari um drei Prozent nach. Für Ballast sorgten Steuerermittlungen gegen den Großaktionär Lagfin.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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