Amsterdam (Reuters) – Die linksliberale Partei D66 hat die Parlamentswahl in den Niederlanden gewonnen.Ihr 38-jähriger Vorsitzender Rob Jetten dürfte damit der jüngste Ministerpräsident in der Geschichte des Landes werden. Dies meldete die Nachrichtenagentur ANP am Freitag nach Auszählung fast aller Stimmen. Die rechtspopulistische Partei für die Freiheit (PVV) von Geert Wilders kann D66 demnach nicht mehr einholen. Die Wahl am Mittwoch hatte sich zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen entwickelt, bei dem die PVV gegen Ende der Auszählung kurzzeitig sogar in Führung lag.
D66 dürfte nun die Gespräche zur Bildung einer neuen Regierungskoalition anführen. Der Vorgang dauert in den Niederlanden üblicherweise mehrere Monate. Mit rund 18 Prozent der Stimmen benötigt die Partei mindestens drei Koalitionspartner, um eine einfache Mehrheit in der 150 Sitze zählenden Zweiten Kammer des Parlaments zu erreichen. Jetten rief am Freitag die etablierten Parteien von links bis rechts zur Zusammenarbeit auf. “Die Wähler haben deutlich gemacht, dass eine Zusammenarbeit notwendig ist”, sagte er vor Journalisten. “Wir wollen eine Mehrheit finden, die Themen wie den Wohnungsmarkt, die Migration, das Klima und die Wirtschaft entschlossen angeht.”
Jetten hatte im Wahlkampf über die traditionellen D66-Themen Klimawandel und Bildung hinaus auch die Politikfelder Einwanderung und Wohnungsnot besetzt und damit auch Wähler aus dem rechten Spektrum gewonnen. Seine Partei, die vergleichsweise viel Geld in die Wahlkampagne investiert hatte, konnte die Zahl ihrer Sitze verdreifachen. Wilders verlor dagegen einen großen Teil der Unterstützung, die ihm bei der vorherigen Wahl 2023 zu einem überraschenden Sieg verholfen hatte. Auch bei einem besseren Wahlergebnis seiner PVV hätte Wilders in die Opposition gehen müssen, da mehrere Parteien eine Zusammenarbeit mit ihm ausgeschlossen hatten.
Die endgültige Bestätigung des Ergebnisses wird für Montag erwartet. Dann sollen die per Briefwahl abgegebenen Stimmen von im Ausland lebenden Niederländern ausgezählt werden. Die Parteivorsitzenden wollen am Dienstag über die nächsten Schritte beraten.
(Bericht von Bart Meijer; Bearbeitet von Scot W. Stevenson und Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)










