Peking/Taipeh (Reuters) -Die Krise um den niederländischen Chiphersteller Nexperia könnte sich weiter verschärfen. Das Unternehmen stellte nach Reuters vorliegenden Unterlagen die Belieferung eines Werks in China mit Vorprodukten ein. In einem Brief vom 29. Oktober, der vom Nexperia-Interimschef Stefan Tilger unterzeichnet wurde, heißt es, die Unterbrechung der Lieferungen für das Werk in Dongguan im Süden Chinas seit dem 26. Oktober sei eine “Reaktion darauf, dass das örtliche Management sich nicht an seine Zahlungsverpflichtungen gehalten hat”. In dem Werk in China werden die Chips verpackt und getestet und damit erst für den Verkauf an die Kunden vorbereitet. Nexperia China hatte zuletzt seine Zahlungen auf Yuan umgestellt, bislang wurden die Geschäfte in Fremdwährungen wie dem US-Dollar abgewickelt.
Nexperia habe zwar so lange Wafer geliefert, wie es wirtschaftlich sinnvoll sei, hieß es weiter. Inzwischen sei die Lieferung der Vorprodukte aber nicht mehr zu rechtfertigen. “Solange die vertraglichen Verpflichtungen nicht vollständig erfüllt werden, können wir die Versorgung mit Wafern nicht wieder aufnehmen.” Nexperia arbeite nun an alternativen Lösungen, um sicherzustellen, dass die Kunden ihre Chips erhielten, hieß es in dem Brief weiter.
Nexperia bestätigte, den Brief geschickt zu haben, lehnte aber eine weitere Stellungnahme ab. Nexperia China und die Muttergesellschaft Wingtech antworteten zunächst nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.
Die niederländische Regierung hatte am 30. September die Kontrolle über Nexperia übernommen, das zum chinesischen Wingtech-Konzern gehört. Daraufhin verbot die Regierung in Peking den Export der fertigen Produkte des Unternehmens. In der Autobranche schürt das Sorgen vor einer neuerlichen Chipkrise. Autobauer und Zulieferer haben Krisenstäbe eingerichtet, um Kurzarbeit zu vermeiden. Nexperia fertigt seine Chips zwar in Europa, die Weiterverarbeitung findet aber zu großen Teilen in China statt. Hintergrund ist der Handelsstreit zwischen den USA und China. Wingtech steht in den USA wegen angeblicher Gefahren für die nationale Sicherheit auf einer schwarzen Liste.
(Bericht von Che Pan und Wen-Yee Lee, geschrieben von Christina Amann, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)










