USA reduzieren Truppen in Rumänien – Bekenntnis zu Nato-Beistandspflicht

Bukarest/Brüssel (Reuters) – Die USA wollen ihre Truppen in Rumänien an der Ostflanke der Nato reduzieren.

Wie das US-Militär am Mittwoch bestätigte, wird das “2nd Infantry Brigade Combat Team of the 101st Airborne Division” planmäßig in seine Heimatbasis im Bundesstaat Kentucky zurückkehren, ohne ersetzt zu werden. Die Einheit sei auf dem Luftwaffenstützpunkt Mihail Kogalniceanu stationiert gewesen. Dabei handele es sich um etwa 1000 bis 1200 Soldaten, die bereits vor einem Monat abgezogen worden seien, teilte das rumänische Verteidigungsministerium mit. Das US-Oberkommando in Europa betonte jedoch, man stehe zu den Nato-Beistandsverpflichtungen: “Dies ist kein amerikanischer Abzug aus Europa oder ein Signal für ein geringeres Engagement für die Nato und Artikel 5.” Rund 1000 US-Soldaten würden weiterhin in dem Nato-Land bleiben.

Auch die Bundesregierung zeigte sich nicht alarmiert: Die US-Präsenz in Rumänien sei von vornherein nicht auf Dauer angelegt gewesen, sagte Vize-Regierungssprecher Steffen Meyer. Er betonte zudem, dass der Abzug die in Deutschland stationierten US-Truppen nicht betreffe. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums bezeichnete den Vorgang als eine Anpassung der US-Streitkräftepräsenz (“Force Posture”). Er verwies darauf, dass die Nato den Vorgang ebenfalls als nicht ungewöhnlich einstufe, da die USA ihre Präsenz an der Ostflanke nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ohnehin aufgestockt hätten.

USA WOLLEN SICH MEHR AUF INDOPAZIFIK KONZENTRIEREN

Die Entscheidung spiegele die veränderten Prioritäten der Regierung in Washington wider, erklärte die rumänische Regierung. Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump hatte ihre europäischen Verbündeten wiederholt informiert, dass sie mehr Verantwortung für ihre eigene Sicherheit übernehmen müssten, da sich die USA stärker auf ihre eigenen Grenzen und den indopazifischen Raum konzentrieren wollen. Der italienische Verteidigungsminister Guido Crosetto sagte dem Sender Sky, dieser Prozess der Schwerpunktverlagerung habe schon unter Präsident Barack Obama begonnen. “Die USA sind besorgt über die Rivalität mit China, und Europa muss seine eigene Verteidigung gewährleisten”, erklärte er.

Konkret wollten die USA die Rotation einer Brigade in Europa stoppen, die Truppenteile in mehreren Nato-Ländern hatte, teilte das rumänische Verteidigungsministerium mit. Ressortchef Ionut Mosteanu sagte, dass die Brigade Truppen in Rumänien, Bulgarien, Ungarn und der Slowakei habe.

Dennoch schürt die Ankündigung an der Nato-Ostflanke Sorgen über eine Verringerung der US-Präsenz angesichts des andauernden russischen Krieges in der Ukraine. Widersprüchliche Signale aus Washington tragen zur Verunsicherung bei: So hatte Trump noch im September erklärt, die USA könnten ihre Truppenpräsenz in Polen sogar erhöhen. Der polnische Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz erklärte, seine Regierung habe keine Informationen über eine mögliche Reduzierung der US-Truppen erhalten.

Mosteanu sagte, die Präsenz der Verbündeten in Rumänien sei nach wie vor beträchtlich, von US-Truppen bis hin zu Soldaten aus Frankreich, Belgien, Luxemburg, Portugal und Nordmazedonien. Als konkretes Zeichen der fortgesetzten Kooperation sagte er zudem, Rumänien habe ein modernes Luftabwehrsystem aus den USA erhalten. Damit könne sich sein Land besser gegen Drohnen schützen. Seit Beginn des Krieges in der benachbarten Ukraine sind wiederholt russische Drohnen in den rumänischen Luftraum eingedrungen.

(Bericht von Luiza Ilie; weitere Reporter Alan Charlish in Warschau, Andrew Gray und Lili Bayer in Brüssel sowie, Francesca Piscioneri in Rom; geschrieben von Markus Wacket; redigiert Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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