Allianz erwartet durch autonomes Fahren deutlich weniger Unfälle

München (Reuters) – Der zunehmende Einsatz von autonom fahrenden Autos auf den Straßen wird nach Einschätzung der Allianz zu einem deutlichen Rückgang der Unfallzahlen führen.

“Wir erwarten für Europa bis 2035 eine Reduktion der Verkehrsunfälle um 20 Prozent und von über 60 Prozent ab 2060”, sagte der Chef der deutschen Sachversicherungs-Sparte der Allianz, Frank Sommerfeld, auf dem “Allianz Motor Day” am Dienstag in Ismaning bei München. Durch die Automatisierung würden menschliche Fehlerquellen wie Müdigkeit, Ablenkung und Fehleinschätzungen, die die Hauptursache für die meisten Unfälle sind, ausgeschaltet. “Autonome Technik rettet Leben, bietet mindestens die gleiche Sicherheit wie herkömmliche Autos und reduziert durch vorsichtigere Fahrstrategien das Risiko schwerer Unfälle”, sagte Sommerfeld.

Schadendaten des Münchner Versicherungsriesen zeigten schon jetzt, dass Notbremsassistenten, wie sie seit 2022 Pflicht bei Neuwagen in der EU sind, zu einem Rückgang der Auffahrunfälle um 30 Prozent geführt hätten. Die Allianz fordert deshalb, solche Systeme auch am Fahrzeugheck vorzuschreiben, um Rangier- und Parkunfälle zu reduzieren. Bis zu zwei Drittel aller Kollisionen beim Rückwärtsfahren ließen sich damit vermeiden, sagte Sommerfeld.

Mit deutlich günstigeren Autoversicherungen sei dennoch nicht zu rechnen, erklärte die Allianz. Zwar gebe es weniger Schadenfälle, doch die Behebung der Schäden werde teurer, weil die Reparaturkosten etwa für Sensoren stiegen. Die deutschen Versicherer beklagen ohnehin steigende Kosten für Ersatzteile und die Arbeitsstunden in den Werkstätten.

Am geltenden Versicherungssystem, bei dem der Halter eines Autos für Schäden des Unfallgegners haftbar gemacht wird, will die Allianz auch bei selbstfahrenden Autos nicht rütteln. “Wir behandeln den virtuellen Fahrer analog zum menschlichen Fahrer”, sagte Sommerfeld. Das biete den Opfern einen besseren Schutz als etwa die Einführung einer Produkthaftung durch den Hersteller des Autos.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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