HSBC erwartet im kommenden Jahr Goldpreis von 5000 Dollar

Berlin/Bangalore (Reuters) – Der Goldpreis kann der Großbank HSBC zufolge im kommenden Jahr erstmals die Marke von 5000 Dollar je Feinunze knacken.

Als Gründe dafür nannte sie am Freitag geopolitische Spannungen, die Unsicherheit über die Wirtschaftspolitik, eine steigende Staatsverschuldung und einen schwächeren US-Dollar. Der Goldpreis erreichte am Freitag ein Rekordhoch von 4378,69 Dollar. Das Edelmetall steuerte auf den größten Wochengewinn seit Dezember 2008 zu, da die Unsicherheit Anleger in den als sicheren Hafen geltenden Rohstoff trieb.

HSBC geht davon aus, dass viele der neuen Käufer am Goldmarkt auch nach einem Abklingen der Rally investiert bleiben dürften. Sie setzten nicht nur auf Kursgewinne, sondern nutzten Gold zur Diversifizierung und als sicheren Hafen. Ein Zinssenkungsserie der US-Notenbank Fed dürfte den Goldpreis demnach zwar ebenfalls stützen. Dessen Wirkung lasse jedoch mit dem Ende des Zyklus nach, hieß es in der Analyse weiter.

Auch andere Analysten sind optimistisch. Die Bank ANZ prognostiziert einen Höchststand von knapp 4600 Dollar je Feinunze bis Juni 2026. Danach werde der Preis allmählich sinken, da die Fed ihren Lockerungszyklus beende und mehr Klarheit über das US-Wirtschaftswachstum und die Zollpolitik herrsche.

Der DekaBank zufolge kann auch eine sich selbst befeuernde Entwicklung den Goldpreis antreiben. “Nachdem in den vergangenen Jahren einige Notenbanken durch Käufe den Preis in Bewegung gebracht haben, springen nun immer mehr Anleger auf in der Hoffnung auf einen noch höheren Goldpreis”, sagte DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. “Sollten sich diese Risiken jedoch nicht in Krisen umsetzen, sind dann auch deutliche Korrekturen wahrscheinlich.”

Sind die US-Leitzinsen hoch, liefern Anlagen wie amerikanische Staatsanleihen eine attraktive Alternative zu Gold, das keine Zinsen abwirft. Sinkt der Leitzins allerdings, schrumpft der Renditevorteil von Staatsanleihen und ähnlichen Anlageformen. Gold wird dadurch für Investoren attraktiver. Hinzu kommt: Niedrigere Zinsen schwächen zumeist den Dollar. Da Gold auf dem Weltmarkt in der US-Währung gehandelt wird, wird es für Käufer außerhalb der Vereinigten Staaten preislich attraktiver. Das kurbelt die Nachfrage an, was wiederum auch den Preis nach oben treiben könnte.

Die US-Notenbank Fed hat ihren Leitzins im September um 0,25 Prozentpunkte auf die Spanne von 4,00 bis 4,25 Prozent nach unten gesetzt. Viele Experten gehen davon aus, dass sie ihn in der kommenden Woche erneut um einen viertel Prozentpunkt herabsetzen wird.

(Bericht von Noel John und Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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