SAP-Vorstand kritisiert KI-Debatte: Erst Anwendung entwickeln, dann Infrastruktur denken

Berlin (Reuters) – SAP-Vorstand Sebastian Steinhäuser hat eine falsche Prioritätensetzung in der deutschen Debatte über Künstliche Intelligenz (KI) kritisiert.

“Wir verlieren Zeit, wenn wir zuerst Infrastruktur planen und dann überlegen, was wir damit machen wollen. Die Innovation entsteht in der Anwendung”, sagte der Chief Operating Officer des Walldorfer Software-Konzerns der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Erst durch die Anwendungsmodelle lerne man, was wirklich an Infrastruktur benötigt werde.

“Wenn wir uns zu sehr auf Rechen- und Datenzentren konzentrieren, verlieren wir im internationalen KI-Rennen”, betonte Steinhäuser im Zuge der europäischen Debatte etwa um den Aufbau von KI-Gigafactories, also besonders leistungsstarke Rechenzentren. Aus Deutschland sind bei der EU mehrere Bewerbungen für den Bau dieser milliardenteuren Datenzentren eingegangen. Bundesdigitalminister Karsten Wildberger hofft, dass Deutschland zumindest den Zuschlag für eine von wahrscheinlich fünf Gigafactories erhält. “Zuerst müssen wir praktische KI-Lösungen entwickeln, um zu sehen, was wirklich benötigt wird”, mahnt dagegen Steinhäuser.

Der SAP-Vorstand vermisst zudem eine nationale Initiative zur KI-Weiterbildung. “Wir brauchen Programme, die sowohl kleine Betriebe und Werkstätten erreichen als auch Großunternehmen”, sagte er mit Hinweis auf die nötige KI-Nutzung auch im betrieblichen Alltag. “Eine flächendeckende Initiative zur KI-Weiterbildung ist essenziell, um die Wettbewerbsfähigkeit und Akzeptanz von KI in kleinen Betrieben sowie in Großunternehmen zu steigern.”

(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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