Frankfurt (Reuters) – Die Hoffnung auf eine Deeskalation im US-Zollkonflikt mit China sorgt für steigende Kurse an den Börsen in Europa. Der Dax und der EuroStoxx50 notierten am Montag gegen Mittag jeweils rund ein halbes Prozent höher bei 24.348 und 5567 Punkten. Gefragt waren auch die Futures für die wichtigsten US-Indizes sowie Industriemetalle und Rohöl. Der Handelsstreit zwischen den zwei weltgrößten Volkswirtschaften war nach Wochen relativer Ruhe am Freitag eskaliert, als US-Präsident Donald Trump neue Zölle gegen China ankündigte, was den Dax zum Wochenschluss um 1,5 Prozent ins Minus drückte.
Am Sonntagabend äußerte sich Trump deeskalierend. Chinas Präsident Xi Jinping habe nur “einen schlechten Moment” gehabt, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. “Er will keine Depression für sein Land, und ich auch nicht.” Auf Basis welcher Kenntnisse Trump meinte, für Xi sprechen zu können, blieb offen. “Die Erwartung ist hoch, dass Trump sich mit seinem chinesischen Amtskollegen über kurz oder lang auf die eine oder andere einvernehmliche Lösung beim Handel mit Seltenen Erden einigen wird”, kommentierte Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Broker CMC Markets. Die Aktien stützten zudem Spekulationen auf eine Lösung der politischen Krise in Frankreich und ein Ende des Krieges zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas nach der Freilassung der letzten überlebenden israelischen Geiseln.
GOLD SETZT REKORDJAGD FORT
Andere Experten zeigten sich vorsichtig. “Die jüngsten politischen Schritte deuten jedoch auf ein breiteres Spektrum möglicher Ergebnisse hin als bei früheren Gesprächen”, sagte etwa Jan Hatzius, Chefökonom bei der US-Investmentbank Goldman Sachs. Dazu gehören dem Experten zufolge etwa größere Zugeständnisse oder vorübergehende neue Exportbeschränkungen und höhere Zölle. Ähnlich äußerte sich Joachim Klement von der Investmentbank Panmure Liberum: “Wenn es um Zölle geht, ist China definitiv das einzige Land, das mit den USA wirklich hart spielt. Auch wenn die Marktteilnehmer die Nachrichten gelassen aufgenommen haben, stehen wir erneut vor einer Phase erhöhter Unsicherheit rund um das Thema Zölle.”
Das Risiko gab dem Goldpreis frischen Rückenwind. Die “Antikrisen-Währung” verteuerte sich in der Spitze um 1,7 Prozent auf 4084,75 Dollar und erreichte damit nach der Verschnaufpause vom Wochenschluss einen neuen Höchststand. “Es ist interessant, weil die Entwicklungen im Nahen Osten dem Goldmarkt eigentlich weniger Auftrieb liefern”, sagte Analyst Kyle Rodda von der Trading-Plattform Capital.com.
AUSSICHT AUF ÜBERNAHME BEFLÜGELT PSI UND BIG YELLOW
Für Gesprächsstoff bei den Einzelwerten sorgte PSI Software mit einem Plus von fast 35 Prozent auf 44,70 Euro. Das Berliner Softwareunternehmen steht vor dem Verkauf an den Technologie-Investor Warburg Pincus. Das auf die Energiebranche spezialisierte Softwarehaus wird dabei mit mehr als 700 Millionen Euro bewertet. Warburg Pincus setzte sich in einem Bieterstreit mit zwei anderen Beteiligungsfirmen mit einem Gebot über 45 Euro je Aktie durch, wie PSI und der Investor am Montag mitteilten.
An der Börse in London beflügelte die Aussicht auf eine mögliche Übernahme durch den US-Finanzinvestor Blackstone die Aktien der britischen Self-Storage-Firma Big Yellow. Die Papiere des Unternehmens, das Lagerräume an Privatpersonen und Firmen vermietet, schossen um rund 20 Prozent nach oben. Mit 1176 Pence erreichten sie den höchsten Stand seit fast einem Jahr. Blackstone prüft nach eigenen Angaben ein mögliches Barangebot für Big Yellow. Entscheidend seien dabei unter anderem makroökonomische Faktoren und die Auswirkungen des nächsten britischen Haushaltsplans auf die Branche. Der Investor hat bis zum 10. November Zeit, ein verbindliches Angebot vorzulegen.
(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)