Hamas lässt verbliebene israelische Geiseln frei

(Neue Einzelheiten)

– von Alexander Cornwell und Nidal al-Mughrabi und Andrew Mills

Jerusalem/Kairo (Reuters) – Die radikal-islamische Hamas hat am Montag gemäß der von den USA vermittelten Vereinbarung mit Israel die noch lebenden 20 Geiseln übergeben.Nach mehr als zwei Jahren in der Gewalt der extremistischen palästinensischen Miliz wurden sie von Vertretern des Roten Kreuzes in Empfang genommen und im Anschluss an das israelische Militär überbracht. Die Freilassung ist ein entscheidender Schritt zur Beendigung des Gaza-Krieges im Rahmen eines von US-Präsident Donald Trump ausgehandelten Waffenstillstandsabkommens. Trump landete am Morgen in Tel Aviv, um eine Rede vor dem Parlament zu halten. Bei seiner Ankunft erklärte er den Krieg für beendet und sagte, die Hamas werde einem Entwaffnungsplan zustimmen.

Bei seinem Eintreffen in der Knesset sagte Trump, die Hamas werde der geplanten Entwaffnung nachkommen. Die militante Palästinensergruppe hat dies jedoch bislang ausgeschlossen. Währenddessen versammelten sich Tausende jubelnde Menschen auf dem Platz der Geiseln in Tel Aviv. “Ich bin so aufgeregt. Ich bin voller Glück”, sagte Viki Cohen, die Mutter der Geisel Nimrod Cohen. Das israelische Militär verteilte erste Fotos, die sechs der Geiseln lebend zeigten. Im Lauf des Tages sollten zudem die Leichen von 28 israelischen Geiseln übergeben werden.

Im Gegenzug sollten am Montag fast 2000 palästinensische Häftlinge freikommen. Unter ihnen sind 250 Gefangene, die wegen Beteiligung an Anschlägen verurteilt oder unter dem Verdacht auf geplante Angriffe festgehalten wurden. Im Gazastreifen kamen etwa ein Dutzend maskierte und schwarz gekleidete bewaffnete Männer, offenbar Mitglieder des bewaffneten Arms der Hamas, am Nasser-Krankenhaus an, um die zurückkehrenden Gefangenen zu begrüßen. “Ich hoffe, dass diese Bilder das Ende dieses Krieges sein können”, sagte der 57-jährige Emad Abu Dschudat aus Gaza-Stadt.

“IM UREIGENEN INTERESSE”

Die weiteren Schritte in Trumps 20-Punkte-Plan sind zwischen den beiden Seiten noch nicht vereinbart. Dazu gehören die künftige Verwaltung des zerstörten Gazastreifens und das endgültige Schicksal der Hamas. Knackpunkte dürften der weitere Rückzug Israels aus dem Gazastreifen und Schritte zur Gründung eines Palästinenserstaates sein, was von vielen Israelis abgelehnt wird.

Das Abkommen wurde von den USA zusammen mit Ägypten, Katar und der Türkei vermittelt. Die nächste Phase sieht die Bildung eines internationalen Gremiums unter der Führung von Trump vor, einen sogenannten “Friedensrat”.

Bundesaußenminister Johann Wadephul äußerte die Hoffnung, dass Israel und die Palästinenser im Nahost-Konflikt der Gewalt abschwören. “Ich hoffe, dass das palästinensische Volk jetzt einen Weg findet, sich auch von Hamas zu befreien”, sagte Wadephul im Deutschlandfunk. Es liege “im ureigenen Interesse” der Palästinenserinnen und Palästinenser, dass sie friedlich zu ihrem legitimen Ziel kämen, in einem eigenen Staat zusammenzuleben. “Ich glaube im Übrigen, dass die wichtigste Motivation für die Palästinenser, sich abzukehren von Hamas, ist, dass sie eine realistische Chance auf eine eigene Staatlichkeit haben”, sagte Wadephul.

Auslöser des Konflikts war ein Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023, bei dem in Israel rund 1200 Menschen getötet und 251 als Geiseln genommen wurden. Israelische Luftangriffe und Bodenoffensiven haben seither den Gazastreifen verwüstet. Nach Angaben der dortigen, von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden wurden bei dem Feldzug mehr als 67.000 Palästinenser getötet.

Die Freilassungen sind ein zentraler Bestandteil der ersten Phase des Waffenstillstandsabkommens, das vergangene Woche im ägyptischen Badeort Scharm el-Scheich ausgehandelt wurde. Fortschritte auf dem Weg zu einem dauerhaften Frieden hängen nun von den Ergebnissen eines Gipfeltreffens ab, zu dem noch am Montag mehr als 20 Staats- und Regierungschefs unter der Führung von Trump in Scharm el-Scheich zusammenkommen, darunter auch Bundeskanzler Friedrich Merz.

(Mitarbeit Andrew Mills, Steven Scheer and Alexander Cornwell in Jerusalem, Pesha Magid, Nidal al-Mughrabi in Kairo, Evelyn Hockstein an Bord der Air Force One, Jana Choukeir, Ahmed Elimam und Tala Ramadan in Dubai, Howard Goller in New York, Steve Holland in Washington und Michelle Nichols bei den Vereinten Nationen; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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