Frankfurt (Reuters) – Der Dax hat erstmals seit Juli einen Rekord erreicht.
Der deutsche Leitindex stieg am Donnerstag um bis zu 0,5 Prozent und markierte einen Höchststand von 24.708,97 Zählern. “Der Rekordfunke an den Börsenplätzen jenseits des Atlantiks ist nun auch hierzulande übergesprungen – getragen von Zinssenkungsfantasien, politischen Entspannungssignalen in Frankreich und nachlassenden geopolitischen Risiken im Nahen Osten”, sagte Experte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research.
Seit Anfang des Monats kommt der Dax auf ein Plus von rund 3,5 Prozent. Themen wie die Haushaltssperre in den USA würden derzeit überlagert von neuen Hinweisen auf baldige Zinssenkungen der US-Notenbank, sagte Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.
Der EuroStoxx50 rückte um bis zu 0,3 Prozent vor, bevor er die Gewinne wieder abgab. Gegen Mittag notierte er knapp im Minus bei 5644 Punkten. Nahe der Null-Marke lagen auch die Futures für die wichtigsten US-Indizes. “Es fühlt sich so an, als fehle den aktuellen Marktbewegungen die Substanz, weil wir keine Daten aus den USA bekommen”, sagte Fiona Cincotta, Analystin bei City Index. Angesichts des teilweisen Stillstands der US-Verwaltung wird die Veröffentlichung etlicher offizieller Wirtschaftszahlen verschoben.
GOLD HÄLT 4000-DOLLAR-MARKE
Gold hielt an der am Mittwoch erreichten historischen 4000-Dollar-Marke fest. Gewinnmitnahmen hatten den Preis für das Edelmetall im frühen Handelsverlauf zwar um fast ein Prozent auf 4002 Dollar je Feinunze gedrückt. Daraufhin stabilisierte er sich jedoch bei rund 4037 Dollar, was in etwa dem Schlussstand vom Mittwoch entspricht. “Da geopolitische Risiken einer der Gründe für die jüngste Rally waren, darf man die Bedeutung des Abkommens zwischen Israel und der Hamas nicht unterschätzen”, sagte Capital.com-Analyst Kyle Rodda. Andererseits sähen einige Anleger die Entwicklung wahrscheinlich als Vorwand, um Gewinne mitzunehmen.
Aktivitäten chinesischer Händler nach einer Feiertagspause und Sorgen über mögliche Versorgungsengpässe trieben unterdessen den Kupferpreis an. Das Industriemetall verteuerte sich an der Londoner Metallbörse LME um knapp zwei Prozent auf ein 16-Monats-Hoch von 10.872 Dollar je Tonne. Im Sog von Kupfer legten andere Industriemetalle wie Aluminium, Zink und Nickel um jeweils rund ein Prozent zu. Dies trieb den europäischen Branchenindex für Bergbau- und Stahlkonzerne um gut ein halbes Prozent ins Plus.
OTTOBOCK MIT ERFOLGREICHEM BÖRSENDEBÜT
Im Rampenlicht bei den Einzelwerten stand Ottobock. Der weltgrößte Prothesenhersteller legte ein erfolgreiches Börsendebüt hin: Der erste Kurs wurde an der Frankfurter Börse mit 72 Euro festgestellt, neun Prozent über dem Ausgabepreis von 66 Euro. Gegen Mittag notierte die Aktie bei 70 Euro.
Unter Druck geriet Gerresheimer mit einem Kursrutsch von fast 14 Prozent. Die Geschäfte des für die Pharma- und Kosmetikindustrie produzierenden Verpackungsherstellers laufen schlechter als erwartet. Daher kassierte der Vorstand seine Jahresziele und kündigte ein Sparprogramm an.
An der Börse in London rutschten die Aktien von HSBC um 5,6 Prozent ab. Die Pläne der britischen Bank, die Hongkonger Bank Hang Seng vollständig zu übernehmen, kamen bei den Anlegern nicht gut an. Die Hang-Seng-Titel hatten in Hongkong hingegen mit einem Aufschlag von mehr als 25 Prozent geschlossen. “Auch wenn der Kapitaleinsatz insgesamt sinnvoll erscheint, dürften sich Anleger fragen, warum gerade jetzt und zu diesem Preis”, schrieben die Analysten von Citigroup. HSBC bietet 106,1 Milliarden Hongkong-Dollar (11,7 Milliarden Euro) für den restlichen Anteil von 36,5 Prozent an Hang Seng, den das Institut noch nicht besitzt.
(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Thomas Seythal)