Dax auf Rekordhoch – Gold verteidigt 4000-Dollar-Marke

– von Hakan Ersen

Frankfurt (Reuters) – Ermuntert von der Kursrally an der Wall Street haben Anleger am Donnerstag auch bei deutschen Aktienwerten zugegriffen.

Der Dax stieg zeitweise auf ein Rekordhoch von 24.771,34 Punkten und schloss knapp im Plus bei 24.611,25 Zählern. “Wir erleben momentan die beste aller Welten: starke Unternehmenszahlen, stabile Zinsen und Anleger, die Schritt halten, aber nicht überdrehen”, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Der Sprung des Leitindex über die 25.000er Marke sei nur eine Frage der Zeit.

Der EuroStoxx50 gab dagegen 0,4 Prozent auf 5625,56 Punkte nach. An der Wall Street machten ebenfalls einige Investoren Kasse. Der US-Standardwerteindex Dow Jones verlor 0,3 Prozent.

TEILEINIGUNG IM GAZAKRIEG – KEINE NEUWAHLEN IN FRANKREICH

Ein Stimmungsaufheller am deutschen Aktienmarkt war die Einigung Israels mit der radikal-islamischen Hamas auf eine erste Phase zur Beendigung des Kriegs im Gazastreifen. Erleichtert reagierten Anleger zudem auf die überraschende Ankündigung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, einen neuen Ministerpräsidenten ernennen zu wollen, statt Neuwahlen auszurufen. Letzteres hätte das politische Patt in der Nationalversammlung voraussichtlich zementiert, sagte Chris Turner, Chef des Börsenhandels bei der ING Bank.

Die Kurse der französischen Staatsanleihen legten daher zu. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel zeitweise auf 3,494 Prozent, den niedrigsten Stand seit drei Wochen. Der Euro stand dagegen erneut unter Druck und verbilligte sich auf 1,1556 Dollar. Für eine nachhaltige Lösung der aktuellen Krise müsse Frankreich sein Haushaltsdefizit in den Griff bekommen, betonte Volkswirt Salomon Fiedler von der Berenberg Bank.

GOLD VERTEIDIGT JÜNGSTE GEWINNE – SILBER SETZT RALLY FORT

Am Rohstoffmarkt blieb Gold ungeachtet der Annäherung im Gaza-Krieg als “Antikrisen-Währung” gefragt. Das Edelmetall hielt sich mit einem Preis von 4020 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) in Schlagdistanz zu seinem jüngsten Rekordhoch von 4059,05 Dollar. Es profitiere vom Krieg in der Ukraine, einer hohen Nachfrage durch Notenbanken und börsennotierte Edelmetall-Fonds sowie den unsicheren Konjunkturaussichten durch die US-Zollpolitik, erläuterten Börsianer.

Parallel dazu stieg der Kurs von Silber um bis zu 4,8 Prozent auf ein Rekordhoch von 51,22 Dollar. Diese Rally werde vor allem von echter Nachfrage statt spekulativen Käufen angetrieben, sagte der unabhängige Analyst Ross Norman.

Stark gefragt war auch Kupfer, das mit bis zu 11.000 Dollar je Tonne nur noch rund 100 Dollar unter seinem Rekordhoch vom Mai 2024 lag. Produktionsausfälle in einem wichtigen Bergwerk und die Rückkehr chinesischer Käufer nach dem dortigen Nationalfeiertag trieben die Preise, sagte Anlagestratege Alastair Munro vom Brokerhaus Marex.

GERRESHEIMER AUF TALFAHRT – ERFOLGREICHES OTTOBOCK-DEBÜT

Bei den deutschen Einzelwerten stach Gerresheimer mit einem Kursminus von gut 18 Prozent heraus. Das war einer der größten Tagesverluste der Firmengeschichte. Der Verpackungshersteller kassierte seine Jahresziele und kündigte einen Konzernumbau an. Die gleichzeitig veröffentlichten vorläufigen Zahlen für das dritte Quartal lägen 22 Prozent unter den Markterwartungen, betonte ein Börsianer.

Ottobock feierte dagegen ein starkes Börsendebüt. Der weltgrößte Prothesen-Hersteller sei ein Unternehmen mit Substanz und stehe dem deutschen Aktienmarkt gut zu Gesicht, sagte RoboMarkets-Experte Molnar. Ottobock-Aktien beendeten ihren ersten Handelstag bei 69 Euro, 4,5 Prozent über dem Ausgabepreis von 66 Euro. Sie waren in der Spitze auf 73 Euro gestiegen.

(Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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