EU kündigt eine Milliarde Euro für KI-Einsatz in Schlüsselindustrien an

Brüssel (Reuters) -Die EU will mit einer Milliarde Euro den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in wichtigen Industrien fördern. Die sogenannte “Apply AI Strategie” sieht vor, KI-Tools schneller in Bereichen wie Gesundheit, Energie, Kultur oder am Bau einzuführen, wie die Europäische Kommission am Mittwoch mitteilte. Der Schritt soll auch dazu beitragen, die EU unabhängiger von Technologie aus den USA und China zu machen. “Ich möchte, dass die Zukunft von KI in Europa gestaltet wird”, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. “Wir werden diese ‘AI-First’-Mentalität in allen unseren Schlüsselsektoren vorantreiben.”

Als Maßnahmen schlägt die Strategie etwa Netzwerke von KI-gestützten Zentren für Gesundheitsscreenings vor. Auch sei etwa im Energiebereich sogenannte “agentic AI” denkbar, also eine KI, die auch eigenständig Aufgaben übernehmen kann. Die Mittel sollen sich aus EU-Rechercheprojekten speisen.

Der Digitalverband Bitkom begrüßte den “Bewusstseinswandel” der EU. Eine Strategie reiche aber nicht aus, denn die USA und China planten Infrastruktur-Projekte in deutlich größeren Dimensionen von 500 Milliarden Euro. “Europa kann seine ambitionierten Ziele nur erreichen, wenn öffentliche Investitionen durch privates Kapital flankiert werden”, sagte Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung. “Und dazu brauchen wir eine innovationsfreundliche Regulierung sowie hervorragende Standortbedingungen, von KI-Fachkräften bis hin zu wettbewerbsfähigen Strompreisen.”

KI-UMSETZUNG FÜHRT LAUT UMFRAGE MEISTENS NOCH ZU VERLUSTEN

Fast jedes große Unternehmen, das KI nutzt, hat einer Umfrage des Wirtschaftsprüfers EY zufolge anfangs finanzielle Verluste hinnehmen müssen. EY schätzt das Minus auf insgesamt etwa 4,4 Milliarden Dollar. Grund dafür seien Verstöße gegen Compliance-Vorgaben oder Nachhaltigkeitsziele, fehlerhafte Ergebnisse, oder eine Voreingenommenheit bei der KI. Die Studie befragte fast 1000 Führungskräfte, die den KI-Einsatz bei Firmen mit einem Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde Dollar verantworten.

“KI verbessert zweifellos die Effizienz und Produktivität”, sagte EY-Experte Joe Depa der Nachrichtenagentur Reuters. “Aber die Wertschöpfung hinkt hinterher, weil diese Gewinne in mehr Arbeit investiert werden, aber nicht unbedingt in Kostensenkungen oder die Steigerung des unmittelbaren Umsatzes.”

Im vergangenen Jahr hatte die EU den sogenannten AI-Act verabschiedet, der einen einheitlichen Rahmen für den Einsatz von KI setzen sollte. Im April 2025 folgte ein Aktionsplan, um Regulierung und Kosten zu verringern, die sich daraus in der Umsetzung für Startups ergeben.

(Bericht von Foo Yun Chee, Inti Landauro und Toby Sterling, geschrieben von Natascha Koch, redigiert von Klaus Lauer. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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