Türkische Inflation überraschend auf über 33 Prozent gestiegen

Ankara (Reuters) – Die Inflation in der Türkei ist im September überraschend stark gestiegen.

Die Lebenshaltungskosten erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahr um 33,3 Prozent, wie das Statistikamt am Freitag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten einen Rückgang auf 32,5 Prozent vorausgesagt, von 32,95 Prozent im August. Allein von August auf September zogen die Preise um 3,2 Prozent an. Angetrieben wurden sie, weil sich etwa Lebensmittel, Bildung und Wohnen erheblich verteuerten. Die Entwicklung dürfte die Pläne der Zentralbank für weitere kräftige Zinssenkungen beeinträchtigen.

Lebensmittel und nichtalkoholische Getränke verteuerten sich binnen Jahresfrist um gut 36 Prozent, Wohnkosten legten um mehr als 51 Prozent zu. Bildung kostete im Vergleich zum Vormonat 17,9 Prozent mehr.

Die Zentralbank hatte die Zinsen erst im Vormonat um 2,5 Prozentpunkte auf 40,5 Prozent gesenkt und eine Verlangsamung des Tempos in Abhängigkeit von der Inflationsentwicklung signalisiert. Die Zinssenkung sowie die Senkung um drei Prozentpunkte im Juli waren kräftiger ausgefallen, als von Analysten erwartet. “Ich fürchte, die Daten deuten darauf hin, dass die Zentralbank mit ihren starken und frühen Zinssenkungen falsch lag und nun einen Teil ihrer mühsam wieder aufgebauten Glaubwürdigkeit verloren hat”, schrieb Tim Ash vom Vermögensverwalter BlueBay Asset Management auf der Online-Plattform X.

Die Notenbank war im Juli zu einem Lockerungszyklus zurückgekehrt, nachdem sie wegen Marktturbulenzen im März vorübergehend den Kurs geändert hatte. Auslöser war die Inhaftierung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu, des wichtigsten politischen Rivalen von Präsident Recep Tayyip Erdogan, die für starke Kursverluste an den türkischen Aktien- und Anleihemärkten gesorgt hatte.

(Bericht von Ece Toksabay, geschrieben von Christian Götz, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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