Tel Aviv (Reuters) – Das israelische Militär hat das letzte Boot einer zivilen Hilfsflotte für den Gazastreifen abgefangen.
Das Schiff mit dem Namen “Marinette” sei am Freitagmorgen rund 79 Kilometer vor der Küste des abgeriegelten Palästinenser-Gebiets gestoppt worden, teilten die Organisatoren der “Global Sumud Flotilla” mit. Damit habe die israelische Marine alle 42 Boote abgefangen. Der israelische Armeerundfunk berichtete, die Marine habe die Kontrolle über das Schiff übernommen und die Menschen an Bord festgenommen. Das Schiff wurde in den israelischen Hafen Aschdod gebracht. Bereits am Donnerstag hatte die israelische Armee den Großteil der Flottille gestoppt und dabei rund 450 Aktivisten festgenommen, unter ihnen die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Sie sollen nun nach Europa abgeschoben werden.
Das israelische Außenministerium erklärte, alle Festgenommen seien sicher und wohlauf. Vier Aktivisten seien bereits abgeschoben worden, die Abschiebung der übrigen sei eingeleitet worden. In Italien gingen am Freitag Zehntausende Menschen auf die Straßen, um gegen das Abfangen der Hilfsflotte zu protestieren. Gewerkschaften hatten als Zeichen der Solidarität zu einem ganztägigen Generalstreik aufgerufen. Demonstrationen gab es in Rom und zahlreichen anderen Städten.
Die Organisatoren der Flotte warfen Israel ein unrechtmäßiges Abfangen der Schiffe vor. Jedes Schiff habe humanitäre Hilfe für den “illegal belagerten Gazastreifen” an Bord gehabt. Die israelische Regierung hatte die Aktion wiederholt als Provokation und reine PR bezeichnet. Die Marine hatte die Flottille gewarnt, sie nähere sich einem aktiven Kampfgebiet und verletze eine rechtmäßige Blockade. Zudem bot sie an, jegliche Hilfsgüter auf anderem Wege über sichere Kanäle in den Gazastreifen zu bringen. Die Flottille, die Ende August in See gestochen war, gilt als einer der größten Proteste gegen die Blockade des palästinensischen Küstengebiets und das israelische Vorgehen im Kampf gegen die radikal-islamische Hamas.
Israel hält seit der Machtübernahme der Hamas 2007 eine Seeblockade aufrecht. Es gab bereits mehrere Versuche, diese zu durchbrechen. Im Jahr 2010 wurden bei der Erstürmung einer ähnlichen Flotte durch israelische Soldaten neun Aktivisten getötet. Bereits im Juni dieses Jahres hatten israelische Marineeinheiten Thunberg und elf weitere Aktivisten eines Schiffes festgenommen, als sie sich dem Gazastreifen näherten. Im Zuge des Gaza-Krieges, der durch den Überfall der Hamas vor rund zwei Jahren ausgelöst wurde, hat Israel die Abriegelung des Palästinenser-Gebiets verschärft.
(Bericht von Alexander Cornwell, geschrieben von Christian Götz, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)