Pfizer-Deal mit Trump gibt europäischen Pharmawerten Auftrieb

London (Reuters) – Die Einigung des Pharmakonzerns Pfizer mit US-Präsident Donald Trump zu Medikamentenpreisen in den USA hat am Mittwoch den europäischen Gesundheitswerten Auftrieb gegeben.

Im Rahmen der Vereinbarung senkt Pfizer die Preise für verschreibungspflichtige Medikamente im staatlichen US-Programm Medicaid für Bedürftige und erhält im Gegenzug Zollerleichterungen. Die Einigung fällt deutlich moderater aus als von der Branche befürchtet und schafft nach einem von Unsicherheit geprägten Jahr etwas mehr Klarheit für die Arzneimittelhersteller.

Der europäische Gesundheitssektor-Index stieg um 2,8 Prozent und steuerte auf seinen größten Tagesgewinn seit April zu. An der Spitze des Stoxx-600-Leitindex standen zahlreiche Pharmawerte und deren Zulieferer: Die Aktien des dänischen Medizintechnik-Herstellers Ambu legten um zehn Prozent zu, die des Laborausrüsters Sartorius um 7,4 Prozent. Merck, Roche und AstraZeneca gewannen rund fünf Prozent. Die Pfizer-Aktie hatte bereits am Dienstag in den USA um sieben Prozent zugelegt.

Analysten werteten die Einigung als Entspannungssignal. “Die Klarheit über die möglichen Auswirkungen des von der Trump-Regierung angedrohten Meistbegünstigungsprinzips bei Arzneimittelpreisen nimmt zu, und die Folgen erscheinen weit weniger drakonisch als befürchtet”, sagte Sean Conroy von Shore Capital. Trump hatte die Branche monatelang wegen der hohen Medikamentenpreise unter Druck gesetzt. US-Patienten zahlen für viele Medikamente fast dreimal so viel wie in anderen Industrienationen. Im Juli hatte Trump 17 führende Pharmafirmen aufgefordert, ihre Preise an das internationale Niveau anzupassen.

Mehrere europäische Konzerne bestätigten daraufhin Gespräche mit der US-Regierung. GSK und die Darmstädter Merck KGaA erklärten, sie führten konstruktive Verhandlungen. Auch Roche, Novo Nordisk und Novartis arbeiten an Lösungen, um die Kosten für US-Patienten zu senken. Experten erwarten, dass nach Pfizer weitere Unternehmen ähnliche Vereinbarungen treffen werden, um Strafzöllen auf ihre Medikamente für den US-Markt zu entgehen.

“Wir gehen davon aus, dass die EU-Pharmaindustrie nachziehen und über Ausnahmen mit der Trump-Regierung verhandeln wird”, sagte Lucy Coutts, Investment-Direktorin beim Vermögensverwalter JM Finn. Analysten von Berenberg schätzen, dass selbst eine Halbierung der Medicaid-Umsätze den Gewinn pro Aktie im Sektor im Schnitt nur um vier Prozent reduzieren würde. Investitionen in den USA könnten für die Unternehmen ein wirksamer Weg sein, sich gegen solche Maßnahmen abzusichern. Europäische Firmen haben bereits Investitionen von rund 200 Milliarden Dollar in den USA angekündigt.

Trump hatte am Freitag neue Zölle von 100 Prozent auf Marken- und patentgeschützte Pharmaprodukte angekündigt, die ab Mittwoch auf alle Importe erhoben werden sollen. Ausgenommen sind nur Unternehmen, die bereits mit dem Bau einer Produktionsstätte in den USA begonnen haben. Für europäische Pharmakonzerne gilt nach Angaben der EU-Kommission weiterhin der regulär ausgehandelte Zollsatz von 15 Prozent.

(Bericht von Alun John, Danilo Masoni, Dimitri Rhodes und Maggie Fick, geschrieben von Patricia Weiß, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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