UBS-Chef hält geplante Schweizer Kapitalvorgaben für “total daneben”

Zürich (Reuters) – Die Großbank UBS hat ihren Widerstand gegen die von der Schweizer Regierung geplanten strengeren Kapitalvorschriften bekräftigt.

In einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme hieß es, die Regierungsverordnung sei weder gezielt noch international abgestimmt. “Was vorgeschlagen wurde, ist total daneben”, erklärte Konzernchef Sergio Ermotti auf einer Pressekonferenz. Das Institut lehne den Vorschlag des Finanzministeriums ab, wonach Software und latente Steuerguthaben nicht mehr auf das Kernkapital angerechnet werden können. Diese Maßnahme vernichte bei der UBS auf Gruppenstufe Kapital im Umfang von rund elf Milliarden Dollar.

Der Vorschlag ist Teil eines im Juni vorgelegten umfassenden Plans zur Verschärfung der Schweizer Bankenvorschriften als Reaktion auf den Kollaps der Credit Suisse, die anschließend von der UBS übernommen wurde. Insgesamt könnte die UBS bis zu 24 Milliarden Dollar an zusätzlichem Kernkapital zur Abwehr möglicher Krisen aufbringen müssen. Der Löwenanteil der neuen Vorgaben entfällt auf die Eigenkapitalunterlegung der Auslandsbeteiligungen, die über ein Gesetz geregelt wird. Über diese Vorgabe entscheidet das Parlament voraussichtlich im kommenden Jahr. Es bestehen Überschneidungen zwischen zusätzlichen Kapitalanforderungen in Zusammenhang mit Auslandsbeteiligungen sowie Software und Steuerguthaben.

Die Schweizer Regierung macht sich nun daran, die Stellungnahmen der UBS und anderer Anspruchsgruppen wie Verbänden und Parteien zur Verordnung auszuwerten. Die UBS erhofft sich, dass die endgültige Verordnung der Regierung milder ausfällt. Historisch habe die Schweiz in der Regel eine vernünftige und verhältnismäßige Regulierung betrieben, sagte der Regulierungschef der UBS, Markus Ronner. “Von dem her ist unsere Hoffnung wahrscheinlich nicht unbegründet.”

Bis im kommenden Jahr dürfte die Regierung eine endgültige Entscheidung fällen, die dann frühestens Anfang 2027 in Kraft tritt. Hinter den Kulissen sind die UBS und die Schweizer Politik durchaus kompromissbereit, hatte die Nachrichtenagentur Reuters am Montag erfahren.

Die UBS steht einerseits von der Regierung, der Finanzmarktaufsicht Finma und der Schweizer Notenbank SNB unter Druck, wetterfester zu werden. Andererseits fordern Großanleger Maßnahmen, um die Rendite hochzuschrauben. So will etwa der aktivistische Investor Cevian, dass die UBS ihren Hauptsitz ins Ausland verlegt, um den zusätzlichen Kapitalbedarf einzudämmen. “Es gibt sicher Druck”, erklärte Ermotti. Die regulatorische Unsicherheit helfe nicht, diesen Druck zu meistern. Bisher habe es die Bank zwar geschafft, die Anleger ruhig zu halten. Dies könnte sich nun aber ändern. “Die Leute wollen wissen, um was es für die Zukunft geht.”

(Bericht von Oliver Hirt und Ariane Lüthi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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