VDA: Zölle bleiben spürbare Herausforderung für Autobranche

Berlin (Reuters) – Die deutschen Autobauer fordern nach der Zollsenkung in den USA eine stärkere Förderung der Wettbewerbsfähigkeit in Europa. =

Das rückwirkende Inkrafttreten der zwischen EU und USA vereinbarten Zollsenkung sei ein weiterer Schritt, um Verbindlichkeit und damit Planbarkeit beim Import von Fahrzeugen in die USA zu erreichen, erklärte Volkswagen am Donnerstag. “Die Unsicherheiten im Zusammenhang mit Zollfragen haben erneut verdeutlicht, dass Europas Stärke vor allem in einer geeinten und zielgerichteten europäischen Industriepolitik liegt.” Mercedes-Benz erklärte, die Einigung sei entscheidend für den zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg beider Märkte. “Nun hoffen wir, dass auch die EU zeitnah die gesetzliche Grundlage für die Zollsenkung weiter vorantreibt.”

UBS-Analyst Patrick Hummel sagte, die Zollsenkung sei eine gute Nachricht für die Autobauer. Damit verringere sich die Gefahr, dass die Unternehmen ihre Gewinnprognosen weiter senken müssten. An der Frankfurter Börse lagen die Autoaktien leicht im Plus.

Die USA hatten am Mittwoch erklärt, dass die Bedingungen für die in dem Handelsabkommen vereinbarte Zollsenkung erfüllt sind und deswegen die Zölle wie vereinbart rückwirkend zum 1. August auf 15 Prozent reduziert werden können. Dies sei ein wichtiger Schritt, sagte Hildegard Müller, Präsidentin des deutschen Branchenverbandes VDA. Zugleich blieben die nun geltenden US-Zölle von 15 Prozent auf Pkw und Teile und 25 Prozent für Nutzfahrzeuge eine spürbare Herausforderung für die deutsche Automobilwirtschaft. Hinzu kämen die Belastungen durch die zusätzlichen Zölle auf eine Reihe von Stahl- und Aluminiumprodukten.

Auf Stahl und Aluminium erheben die USA Importzölle von 50 Prozent. Das spielt für Einfuhren von Motorrädern und bestimmten Spezialfahrzeugen eine Rolle, etwa für Kranfahrzeuge. Die höheren Abgaben werden hier für den in den den Fahrzeugen verbauten Stahl fällig, etwa für die Motorradrahmen oder Karosserieteile. Das bekommt etwa der Münchner Autobauer BMW zu spüren, der Motorräder aus seinem Werk in Berlin in die USA ausführt.

Trotz der Einigung zwischen den USA und der EU droht die aggressive Handelspolitik der USA aus Sicht von Wirtschaftsforschern ein Bremsklotz für die globale Konjunktur zu werden. Die Abkommen gäben zwar dem internationalen Rahmen und vergrößerten die Planungssicherheit, sagte die Ökonomin Hannah Seidl vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) bei der Vorstellung des Herbstgutachtens der Institute. Gleichzeitig verfestigten sie jedoch ein hohes Zollniveau. Der effektive Zollsatz auf US-Importe liege derzeit um mehr als zehn Prozentpunkte über dem Wert von 2024. Noch zu Jahresbeginn waren für Auto-Importe in die USA lediglich 2,5 Prozent Zoll fällig. Bei Importen in die Europäische Union lag der Satz bei zehn Prozent. BMW und Mercedes-Benz führen aus ihren US-Werken vor allem größere SUV-Modelle nach Europa ein.

(Bericht von Christina Amann, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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