Zürich (Reuters) – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat nach sechs Zinssenkungen in Folge wie erwartet von einer weiteren geldpolitischen Lockerung abgesehen und ihren Leitzins bei null Prozent belassen.
Ökonomen erwarten, dass die Währungshüter auf absehbare Zeit am Nullzins festhalten werden. SNB-Präsident Martin Schlegel erklärte am Donnerstag, dass die Notenbank den Zins in den negativen Bereich absenken würde, sollte sie die Preisstabilität mittelfristig gefährdet sehen. “Ja, wir sind bereit, die Zinsen weiter zu senken, wenn es erforderlich ist”, sagte Schlegel. “Aber die Hürde für negative Zinsen ist höher.”
Die Notenbank hielt am Donnerstag an ihrer Inflationsprognose vom Juni fest und rechnet 2025 mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 0,2 Prozent, im kommenden Jahr mit 0,5 Prozent und 2027 mit 0,7 Prozent. Die Währungshüter peilen für Preisstabilität eine Spanne von null bis zwei Prozent an. Im August hatte die Inflation bei 0,2 Prozent gelegen.
“Null Prozent dürfte auch an den nächsten Sitzungen das neue Normal bleiben, denn die Deflationsrisiken haben abgenommen”, erklärte etwa Brian Mandt, Volkswirt bei der Luzerner Kantonalbank. “Gleichzeitig entwickelt sich die Binnenwirtschaft allen Unkenrufen zum Trotz solide.” Bantleon-Chefökonom Daniel Hartmann rechnet in den kommenden zwölf Monaten mit einem unveränderten Leitzins. Laut Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank, dürfte der Leitzins vorerst auf einem Tief angelangt sein.
EFFEKT VON US-ZOLL AUF WIRTSCHAFT INSGESAMT LIMITIERT
Wegen des hohen US-Zolls auf zahlreiche Schweizer Waren senkte die SNB ihre Wachstumsprognose für das kommende Jahr. Sie geht 2026 von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,0 Prozent aus, nachdem sie zuletzt 1,0 bis 1,5 Prozent Plus veranschlagt hatte. Der 39-prozentige US-Zollsatz dürfte vor allem die Exporte und Investitionen dämpfen und insbesondere Unternehmen der Maschinen- und Uhrenindustrie treffen. Doch insgesamt dürfte die Bremswirkung verkraftbar sein. “Rein, wenn man die Zahlen anschaut, sind etwa vier Prozent der Schweizer Exporte direkt betroffen von den Zöllen in die USA”, sagte Schlegel. “Für diese Firmen kann das eine sehr große Herausforderung sein, wir anerkennen das natürlich. Wenn man aber dann die Gesamtwirtschaft anschaut, ist eben der Effekt auf das BIP-Wachstum beschränkt.”
Die Regierung hatte jüngst wegen der Belastung der exportorientierten Wirtschaft des Landes durch den US-Importzoll ihre Wachstumsprognose gesenkt. Im vergangenen Jahr war das Schweizer BIP um 1,0 Prozent gestiegen.
Das dreiköpfige SNB-Direktorium entscheidet in der Regel viermal jährlich gegen Ende des Quartals über die Zinsen: Die nächste geldpolitische Lagebeurteilung ist für den 11. Dezember anberaumt.
(Bericht von Paul Arnold. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)