Konsumlaune besser: Doch Verbraucher halten sich bei Käufen weiter zurück

Berlin (Reuters) – Die Stimmung der Verbraucher in Deutschland hat sich nach monatelangem Abwärtstrend wieder etwas gefangen.

Das für Oktober berechnete Konsumklima-Barometer stieg um 1,2 Punkte auf minus 22,3 Zähler, wie die GfK-Marktforscher und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) am Donnerstag mitteilten. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem leichten Aufwärtsbewegung auf minus 23,3 Punkte gerechnet. Ein deutlicher Anstieg der Einkommenserwartung wirkte als Stimmungsaufheller. “Das Konsumklima stoppt seinen Abwärtstrend – zumindest für den Moment”, erklärte der NIM-Experte Rolf Bürkl zu der Anfang des Monats erhobenen Umfrage unter rund 2000 Verbrauchern. Zuvor hatte sich die Stimmung der Konsumenten drei Monate in Folge eingetrübt.

“Ob dies den Beginn einer nachhaltigen Trendwende markiert, ist mehr als ungewiss”, warnte Bürkl. Denn nach wie vor sei das Konsumklima auf überaus niedrigem Niveau. “Die geopolitische Lage, Sorgen um den Arbeitsplatz und wieder zunehmende Inflationsängste dürften einer durchgreifenden Erholung momentan eher im Wege stehen.”

Das Barometer für die Einkommensaussichten stieg im September zwar auf 15,1 Punkte, nach 4,1 Zählern im August und konnte damit den Einbruch des Vormonats vollständig ausgleichen. “Die Konsumenten in Deutschland bleiben weiterhin skeptisch. Zwar machen sich mehr private Haushalte Hoffnungen, dass ihr Einkommen in den nächsten Monaten steigen wird, aber das bewegt sie nicht dazu, neue Anschaffungspläne zu schmieden”, sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia.

Die von den Konsumforschern ermittelte sogenannte Anschaffungsneigung sank sogar um 1,5 Zähler auf minus 11,6 Punkte – auf den niedrigsten Wert seit Juni 2024. Damit bleibt das Niveau der Bereitschaft zu größen Einkäufen nach wie vor sehr niedrig. “Hohe Preise für Lebensmittel und Energie sorgen für eine anhaltende Kaufzurückhaltung”, erläuterten die Konsumforscher. “Zusätzlich verstärkt die geopolitische Lage die Verunsicherung und nimmt den Konsumenten Planungssicherheit.”

“SORGEN UM JOB BELASTEN KONSUMSEELE”

Auch die Konjunkturerwartungen der Verbraucher für die nächsten zwölf Monate setzten ihre negative Entwicklung im September fort. Der Indikator büßte 4,1 Zähler ein und sank auf -1,4 Punkte. Zuletzt wurde im Januar ein niedrigerer Wert gemessen. Die Verbraucher erwarten in nächster Zeit somit keine durchgreifende Konjunkturerholung.

“Alles in allem erscheint die Konsumlaune aber weiterhin trüber zu sein als es die Konsumtätigkeit tatsächlich ist”, resümierte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander Krüger. Er fügte hinzu: “Da die Teuerung eingefangen ist, dürfte Geld trotz schlechter Laune dennoch ausgegeben werden. Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz sind eine potenzielle Belastung für die Konsumseele.”

(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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