München (Reuters) – Der hessische Auto- und Industriezulieferer Norma verkauft sein lukratives Be- und Entwässerungsgeschäft für umgerechnet rund 850 Millionen Euro an den US-Rivalen Advanced Drainage Systems (ADS).
Die Wassermanagement-Sparte werde bei der Transaktion mit rund einer Milliarde Dollar bewertet, erklärten der bisherige und der neue Eigentümer am Dienstag. Norma, ein Spezialist für Befestigungstechnik, trennt sich damit von mehr als einem Viertel des Umsatzes. Das Geschäft mit Be- und Entwässerungstechnik war in den vergangenen Jahren durch Übernahmen aufgebaut worden, 90 Prozent des Umsatzes der Sparte kommen aus den USA. Die Kunden stammen vor allem aus der Landwirtschaft.
Von dem Verkauf sollen auch die Norma-Aktionäre profitieren. Das Unternehmen rechnet mit einem Netto-Mittelzufluss von 620 bis 640 Millionen Euro, knapp die Hälfte soll zum Schuldenabbau verwendet werden, bis zu 70 Millionen hat Norma für Zukäufe im Kerngeschäft mit Industrieanwendungen reserviert. “Der Vorstand plant, den verbleibenden Teil des Netto-Mittelzuflusses an die Aktionäre zurückzuführen”, möglicherweise zunächst durch einen Aktienrückkauf, hieß es in der Mitteilung.
Norma-Chef Mark Wilhelms bezeichnete den Verkauf als einen “bedeutenden Meilenstein auf dem Weg der Transformation hin zu einem fokussierten Industriezulieferer”. Mit dem Erlös werde Norma schuldenfrei. “Damit stellen wir das Unternehmen auf ein noch solideres finanzielles Fundament und erlangen mehr Flexibilität für den Ausbau unseres Industriegeschäfts.”
OHNE WASSERGESCHÄFT BLEIBT KAUM GEWINN
An der Börse stieg die im Kleinwerteindex SDax notierte Norma-Aktie am Dienstag im Frühhandel um 3,7 Prozent. Größter Aktionär ist der aktivistische Investor Teleios mit 21 Prozent, die niederländische Spice Investments hält fünf Prozent.
ADS steigt mit der Übernahme ins Geschäft mit der Garten- und Landschaftsbewässerung ein. Damit setze ADS seine Entwicklung von einem Rohrproduzenten zum Anbieter umfassender Lösungen für Regenwasser und Abwasserbewirtschaftung fort, sagte Vorstandschef Scott Barbour. Im vergangenen Jahr setzte die Norma-Sparte mit 1100 Mitarbeitern 320 Millionen Dollar um, bei einem bereinigten operativen Ergebnis (Ebitda) von 78 Millionen. Sie betreibt Werke in den USA, Mexiko, Indien, Malaysia und Italien. Der neue Eigentümer aus dem US-Bundesstaat Ohio verspricht sich von der Übernahme Synergieeffekte von 25 Millionen Dollar.
Vollzogen werden soll der Verkauf Anfang 2026, aus der Bilanz rechnet Norma das Wassermanagement-Geschäft aber schon ab Oktober heraus. Auch aus den Umsatz- und Gewinnprognosen für das laufende Jahr wird sie ausgeklammert. Norma erwartet nun einen Umsatz von 810 bis 830 Millionen Euro, einschließlich der zum Verkauf stehenden Sparte waren es 1,1 bis 1,2 Milliarden. Unter dem Strich bleibt kaum Gewinn: Die bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) werde bei maximal einem Prozent liegen. Einschließlich der Sparte hatte Norma bisher mit sechs bis acht Prozent gerechnet.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)