Seoul (Reuters) – Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un zeigt sich offen für Gespräche mit den USA, erklärt das Atomwaffenprogramm seines Landes aber für nicht verhandelbar.
“Wenn die Vereinigten Staaten die absurde Besessenheit aufgeben, unsere atomare Abrüstung zu erzwingen, die Realität akzeptieren und eine echte friedliche Koexistenz wollen, gibt es für uns keinen Grund, uns nicht mit ihnen an einen Tisch zu setzen”, sagte Kim einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA vom Montag zufolge. Die neue Regierung in Südkorea hatte US-Präsident Donald Trump nahegelegt, mit Nordkorea wieder Gespräche aufzunehmen. Präsident Lee Jae Myung sagte, der Norden baue jedes Jahr 15 bis 20 Atombomben. Jede Reduzierung sei wünschenswert.
“Wir werden unsere Atomwaffen niemals aufgeben”, betonte Kim laut KCNA in einer Rede vor der Obersten Volksversammlung am Sonntag. Jüngste Gesprächsangebote aus Washington und Seoul habe er als unaufrichtig zurückgewiesen. Schließlich seien deren Absicht weiter gewesen, den Norden zu schwächen und sein Regime zu stürzen. Ein Vorschlag Südkoreas, das Atomprogramm schrittweise zu beenden, sei ein Beweis dafür. Kim ergänzte aber auch, dass er persönlich noch gute Erinnerungen an Trump habe, mit dem er sich während dessen erster Amtszeit dreimal getroffen hatte.
EXPERTEN: ANNÄHERUNG AN TRUMP – AUSSCHLUSS SÜDKOREAS
Experten werten Kims Äußerungen als einen Annäherungsversuch an Trump, während zugleich Südkorea bei potenziellen Verhandlungen auf Abstand gehalten werden soll. Lee sendet seit seinem Amtsantritt im Juni Signale der Dialogbereitschaft und der Vertrauensbildung an die Regierung in Pjöngjang, pocht aber auf eine schrittweise Atomabrüstung des Nordens.
In einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters sagte Lee, dass die bisherige Haltung gegenüber Nordkorea dabei nicht zum Erfolg geführt habe. “Die Wahrheit ist, dass der vorherige Ansatz von Sanktionen und Druck das Problem nicht gelöst, sondern verschlimmert hat.” Nordkorea unterliegt seit seinem ersten Atomtest im Jahr 2006 Sanktionen der Vereinten Nationen. Doch obwohl dadurch die Finanzierung militärischer Projekte eingeschränkt wurde, hat Nordkorea sein Atomwaffen- und Raketenprogramm kontinuierlich vorantreiben können.
Kim sagte in seiner Rede am Sonntag, die Sanktionen hätten sein Land stärker und widerstandsfähiger gemacht, es habe dazugelernt. Im Streit über Sanktionen und das Atomprogramm des Nordens waren Friedensgespräche für die koreanische Halbinsel waren vor sechs Jahren gescheitert. Kim hatte sich aber während Trumps erster Amtszeit von 2017 bis Anfang 2021 dreimal mit dem US-Präsidenten getroffen. Lee hatte Trump unlängst nahegelegt, bei seinem Besuch eines Asien-Pazifik-Gipfels in Südkorea im Oktober einen neuen Anlauf für ein Treffen zu unternehmen.
(Bericht von Jack Kim und Josh Smith, geschrieben von Sabrina Frangos und Elke Ahlswede, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)