Frankfurt (Reuters) – Ein Rekordkurssturz bei Porsche hat weite Kreise im Automobilsektor gezogen und die europäischen Aktienmärkte belastet.
Der Dax rutschte am Montag knapp ein Prozent auf bis zu 23.424 Punkte ab, der EuroStoxx50 gab gut ein halbes Prozent auf 5427 Zähler nach. Die Titel des Luxus-Sportwagenbauers brachen in der Spitze um 9,3 Prozent ein und damit so stark wie noch nie. In diesem Jahr hat die Porsche AG damit knapp ein Drittel an Wert verloren. “Die einstige Gewinnmaschine im VW-Konzern steht mit dem Rücken zur Wand, verschiebt nun die Einführung neuer Elektro-Modelle und verlängert die Laufzeit der entsprechenden Verbrenner”, kommentierte RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar.
“Das kostet zwar Geld, ist aber in der aktuellen Situation der einzig richtige Weg”, fügte er hinzu. Die Muttergesellschaft Volkswagen erklärte, dass der Gewinnrückgang und der Wertverlust der Beteiligung bei ihrer gut 75-prozentigen Tochtergesellschaft eine Belastung von 5,1 Milliarden Euro bedeuten werde. Die Aktien von VW, Europas größtem Autobauer, büßten mehr als acht Prozent ein. Die Titel der Holdinggesellschaft Porsche SE, Volkswagens größter Aktionär, verbilligten sich um gut neun Prozent.
“PORSCHE IM TAL DER TRÄNEN”
Porsche hatte am Freitag seine Rentabilitätsprognose gesenkt und eine Verzögerung bei der Markteinführung einiger vollelektrischer Modelle angekündigt. Aufgrund der Produktverzögerungen erwartet Porsche nun, dass seine Gewinnmarge in diesem Jahr maximal zwei Prozent erreichen wird. Zuvor war von fünf bis sieben Prozent ausgegangen worden. Der Strategieschwenk sei unvermeidlich gewesen, kommentierte ein Händler. Daher sollte er positiv gesehen werden. Aber die Korrektur des früheren Fehlers, zu stark von Elektrofahrzeugen abhängig zu sein, werde Zeit brauchen. “Und jetzt, da der Autobauer auch nicht mehr im deutschen Leitindex zu finden ist, dürfte es sehr lange dauern, bis die Porsche-Aktionäre das Tal der Tränen wieder verlassen können”, sagte Molnar.
Knapp drei Jahre nach seinem Börsengang war der Stuttgarter Sportwagenbauer Anfang September aus dem deutschen Leitindex geflogen. Neben Porsche musste auch der Laborausrüster Sartorius aus dem Index der 40 wichtigsten Börsenwerte weichen. Die Änderungen wurden an diesem Montag wirksam. Für die beiden Werte rückten der Anlagenbauer GEA und der Betreiber des Immobilienportals “Immoscout24”, Scout24, nach. Die beiden Dax-Neulinge führten an ihrem Premierentag den Index mit Kursgewinnen von jeweils bis zu 3,6 Prozent an.
GOLD-RALLY MIT FRISCHEM SCHWUNG
Unterdessen nahm die Gold-Rally weiter Fahrt auf. Angetrieben von der Aussicht auf weitere Zinssenkungen in den USA machte der Preis für das Edelmetall einen Sprung von 1,2 Prozent auf bis zu 3727 Dollar je Feinunze und erklomm damit ein neues Allzeithoch. Im Vorfeld von Äußerungen mehrerer Vertreter der US-Notenbank zogen die Wetten auf weitere Zinssenkungen an. “Jetzt sehen wir auch, dass westliche Investoren Gold kaufen wollen, was sich in den Gold-ETF-Beständen zeigt, angetrieben von der Erwartung sinkender US-Zinsen”, sagte UBS-Analyst Giovanni Staunovo. Am Mittwoch hatte die Fed erstmals in diesem Jahr die Zinsen gesenkt und weitere Lockerungen signalisiert. Gold hat sich in diesem Jahr mehr als 40 Prozent verteuert.
Der Gold-Run ließ Anleger auch zu Anteilsscheinen von Edelmetallminen greifen; ein entsprechender Sektor-Index zog um fünf Prozent an. Der Bergbaukonzern Fresnillo verteuerte sich in London um vier Prozent, die Anteilsscheine von Hochschild um mehr als acht Prozent. Auch andere Bergbauunternehmen waren gefragt, darunter Glencore und Rio Tinto, die sich um gut ein Prozent verteuerten.
Mit Kursabschlägen reagierten dagegen Fluggesellschaften auf Verspätungen an europäischen Flughäfen nach einem gemeldeten Cyberangriff auf ein Passagierabfertigungssystem. Aktien von Lufthansa, Ryanair, EasyJet und der British-Airways-Mutter IAG verbilligten sich jeweils um bis zu knapp zwei Prozent.
(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)