– von Natascha Koch
Berlin (Reuters) – Die drastische Gebührenerhöhung für bestimmte Arbeitsvisa für die USA spielt für deutsche Unternehmen nach Angaben einer Berliner Beratungsfirma nur eine untergeordnete Rolle.
Nur etwa 1000 Fachkräfte aus Deutschland arbeiteten im vergangenen Jahr mit einem H-1B-Visum in den USA, auf das die US-Regierung von Donald Trump künftig eine Gebühr von 100.000 Dollar erheben will, berichtete die private US Visa Service GmbH unter Berufung auf Daten der US-Einwanderungsbehörde USCIS. Insgesamt hat die Behörde 2024 fast 400.000 Anträge auf H-1B-Visa bewilligt, davon mehr als 141.000 Erstanträge.
Das H-1B-Visum ist für hochqualifizierte Fachkräfte gedacht, mehr als 70 Prozent der Inhaber kommen aus Indien. Sie arbeiten primär im IT-Bereich, für US-Unternehmen wie Amazon, Microsoft und Meta.
Dennoch machten sich viele deutsche Unternehmen Sorgen, sagte Sonja Pucher von US Visa Service. Sie befürchteten, dass die drastische Gebühr auch auf andere Visa-Kategorien ausgeweitet werde – “wovon derzeit nicht auszugehen ist”. Am Montag habe sich bei ihren Kunden großer Klärungsbedarf gezeigt. “Die Verunsicherung nimmt also zu” , sagte Pucher der Nachrichtenagentur Reuters. Das gelte besonders für sogenannte Expats, die sich bereits in den USA befinden. Deutsche Unternehmen verwendeten häufiger sogenannte E- oder L-Visa, die beide nicht unter die neue Trump-Regelung fallen. L-Visa stehen Arbeitnehmern ausländischer Firmen zu, die an einen US-Standort ihres Unternehmens wechseln wollen. E-Visa werden für Selbstständige oder Angestellte ausgestellt, die in den USA Handel treiben, etwa für Banken, Versicherungen oder im Tourismus.
Für Deutschland könne der Schritt sogar Vorteile bergen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Digitalverbands Bitkom, Bernhard Rohleder: “Positiv betrachtet kann die neue US-Politik eine Chance für Deutschland und Europa sein, Top-Leute zu gewinnen.” Insgesamt betrachte er den Schritt aber kritisch: “Für die global vernetzte Tech-Branche sind das keine guten Nachrichten.” Denn die zusätzlichen Kosten schotteten den US-Arbeitsmarkt stärker ab.
Die neue Gebühr gilt zwar ab sofort, praktisch ist sie aber erst von März 2026 an relevant, wenn die nächste Antragsrunde für die H-1B-Visa beginnt. Die US-Regierung hatte am Wochenende nachträglich klargestellt, dass die Gebühr nur für Erstanträge fällig wird, bestehende Arbeitsvisa oder deren Verlängerung sind nicht betroffen. Die Republikaner in den USA beklagen seit längerem, dass Amerikaner ihre Jobs durch die Visa an billige Arbeitskräfte aus dem Ausland verlieren.
(Mitarbeit Alexander Hübner, redigiert von Olaf Brenner.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)