Anzeigen-Plattform SMG feiert Debüt an der Schweizer Börse

Zürich (Reuters) – Die Anzeigen-Plattform Swiss Marketplace Group (SMG) hat einen erfolgreichen Börsenstart an der Schweizer SIX gefeiert.

Der erste Kurs des Betreibers von Immobilien- und Autoportalen wurde am Freitag mit 48,25 Franken festgestellt. Das sind fünf Prozent mehr als der Ausgabepreis von 46 Franken, der bereits am oberen Ende der Spanne gelegen hatte. Damit erreichte SMG einen Börsenwert von 4,7 Milliarden Franken. In den ersten Handelsminuten kletterte die Aktie bei der größten Neuemission an der Schweizer Börse seit mehr als eineinhalb Jahren bis auf 50 Franken. Das erfolgreiche Debüt könnte die Gesellschaft aus Zürich zum Wegbereiter für weitere Börsengänge in Europa im Herbst machen.

“Der Börsengang spiegelt das Vertrauen in die Vision von SMG und seine starken Wurzeln in der Schweizer Gesellschaft wider”, erklärte Firmenchef Christoph Tonini. “Wir haben eines der stärksten Online-Marktplatz-Portfolios Europas geschaffen.” Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Schweizer Marktführer einen Umsatz von 291 Millionen Franken. Die bereinigte operative Marge (Ebitda-Marge) lag bei 48 Prozent. Im Vergleich mit ausländischen Anbietern besteht nach Ansicht von Experten bei SMG mittelfristig weiteres Potenzial für Wachstum. Ähnliche Geschäftsmodelle verfolgen etwa die deutsche Scout24, die am Montag in den Leitindex Dax aufsteigt, die britische Rightmove, die schwedische Hemnet und die Baltic Classifieds Group.

AUCH DEUTSCHE FIRMEN IN DEN STARTLÖCHERN

Unklar ist, welchen Einfluss die Künstliche Intelligenz (KI) mittel- und langfristig auf das Geschäftsmodell hat. So könnten immer mehr Nutzer Auto- oder Immobilienanzeigen über ChatGPT oder Perplexity suchen statt auf SMG-Portale wie AutoScout24 und Homegate zuzugreifen. Bisher habe die zunehmende Verbreitung von KI aber keinen Einfluss auf die Klickzahlen, hatte Tonini gesagt. Einen Unsicherheitsfaktor stellen zudem die Ermittlungen der Schweizer Wettbewerbshüter und der Preisüberwachungsbehörde gegen die SMG-Immobilienplattformen dar. SMG hatte erklärt, sie halte sich an alle Vorschriften.

Bei Schweizer und bei internationalen Anlegern stieß SMG jedenfalls auf Anklang. Das Angebot sei mehrfach überzeichnet gewesen, so die Gesellschaft. Die Vermögensverwalter Pictet und Blackrock deckten sich mit Aktien im Wert von jeweils 150 Millionen Franken ein. Die Altaktionäre, das Verlagshaus Ringier, der Versicherer Mobiliar und der Finanzinvestor General Atlantic, trennten sich bei dem Börsengang von Titeln im Wert von gut einer Milliarde Franken. Der Medienkonzern TX Group, der seit der Gründung der Gesellschaft 2021 ebenfalls beteiligt ist, verkaufte keine Aktien. Dem Unternehmen fließen im Rahmen der Transaktion keine Erlöse zu.

SMG ist Experten zufolge ein Lackmustest für den Appetit der Anleger auf Börsen-Neuzugänge, zumal die Risiken begrenzt sind. So sind die Anzeigenportale etwa von den Auswirkungen des Handelsstreits mit den USA nicht betroffen. “Der starke Börsenstart von Swiss Marketplace ist erfreulich und wird sich hoffentlich positiv auf den Schweizer Aktienmarkt auswirken”, erklärte Erik Schafhauser von der Saxo Bank Schweiz. Er hoffe auf weitere Neuemissionen.

Europaweit lief es mit Börsengängen 2025 bisher eher mau. Laut Daten von Dealogic wurden auf dem Kontinent bis zum Ende der Sommerpause rund 7,2 Milliarden Dollar durch Börsennotierungen eingenommen. Zum Vergleich: Nach der Pandemie waren es im gleichen Zeitraum 2021 rund 63 Milliarden Dollar.

In Deutschland herrscht – bis auf zwei Neuzugänge im Freiverkehr – ebenfalls noch Flaute. Im Sommer waren Brainlab und Autodoc mit ihren Börsenplänen gescheitert. Nun nimmt der weltgrößte Prothesenhersteller Ottobock einen zweiten Anlauf an die Börse, voraussichtlich mit einem Milliardenvolumen. Am Donnerstag war der von Continental abgespaltene Autozulieferer Aumovio mit einem Börsenwert von 3,5 Milliarden Euro in die Selbstständigkeit gestartet. Als Kandidat für einen Börsengang gilt auch der Indexanbieter und Corporate-Governance-Berater ISS Stoxx, der mehrheitlich der Deutschen Börse gehört.

(Bericht von Oliver Hirt und Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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