Berlin (Reuters) – Das Deutschlandticket wird teurer.
Es soll ab dem nächsten Jahr 63 Euro kosten statt aktuell 58 Euro. Darauf verständigte sich die Länder-Verkehrsministerkonferenz am Donnerstag auf einer Sondersitzung in München. “Wir haben einen einstimmigen Beschluss gefasst”, sagte Christian Bernreiter, Bayerns Ressortchef und Vorsitzender des Gremiums. Damit müssen nun faktisch die Fahrgäste die Mehrkosten tragen, weil sich Bund und Länder nicht über die Finanzierung von Mehrkosten einigen konnten. Beide Seiten werden in den nächsten Jahren aber wie bisher jeweils 1,5 Milliarden Euro für das Angebot zahlen. Künftig soll der Ticketpreis bis 2030 an einer Art Inflationsfaktor gekoppelt sein, sagte Bernreiter. Preiserhöhungen sollten sich dann an der Entwicklung etwa von Lohn- und Energiekosten orientieren.
“DAS BESTE POLITISCHE PROJEKT DER LETZTEN JAHRE”
Der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Stefan Schnorr, sprach von einem guten Tag für Deutschland und den öffentlichen Personennahverkehr. “Das Ticket ist für die nächsten fünf Jahre gesichert.” Auch die Länder reagierten positiv. “Man kann sagen, dass das Deutschlandticket das beste politische Projekt der letzten Jahre ist”, sagte die saarländische Verkehrsministerin Petra Berg.
Bund und Länder hatten in der Vergangenheit betont, dass sie an dem beliebten bundesweiten Nahverkehrsticket über 2025 hinaus festhalten wollen. Aber die Finanzierung künftiger Mehrkosten war umstritten. Das Ticket war 2023 mit 49 Euro gestartet, kostet inzwischen aber 58 Euro. Trotzdem ist es für die regionalen Verkehrsverbünde noch ein Verlustgeschäft. Denn viele Abos für Pendler waren zuvor deutlich teurer.
Bundesfinanzminister und SPD-Chef Lars Klingbeil sagte in Berlin, für ihn sei wichtig, dass die Mittel des Bundes verstetigt würden. Die Verkehrsminister müssten nun klären, wie stark man die regionalen Verkehrsverbünde mit in die Verantwortung nehme. “Bei allen finanzpolitischen Herausforderungen, die wir die nächsten Jahre haben werden, stehe ich dazu in meinem Wort und sorge als Finanzminister dafür, dass der Bund seinen Anteil finanzieren kann.”
PRO BAHN KRITISIERT PREISERHÖHUNG
Vom Fahrgastverband Pro Bahn kam Kritik bereits vor der Einigung auf 63 Euro. “Die Politik hat für die nächsten Jahre Preisstabilität zugesagt und bricht jetzt ihr Wort gegenüber den Fahrgästen”, sagte Verbandschef Detlef Neuß der “Rheinischen Post”. Vermutlich würden viele Menschen aus dem Deutschlandticket “dann aussteigen und die Wirkung der Erhöhung wird verpuffen”, warnte Neuß.
Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung haben Union und SPD vereinbart, das Deutschlandticket über 2025 hinaus fortzusetzen: “Dabei wird der Anteil der Nutzerfinanzierung ab 2029 schrittweise und sozialverträglich erhöht.” Von einer Preiserhöhung ab 2026 war keine Rede. Staatssekretär Schnorr sieht hier keinen Bruch des Koalitionsvertrags, sondern vielmehr ein Signal für die Umsetzung.
(Bericht von Klaus Lauer und Christian Krämer, Mitarbeit: Holger Hansen, redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)