Berlin (Reuters) – Steigende Preise im Alltag bleiben die größte Sorge der Deutschen.
Für 52 Prozent der Menschen sind anziehende Kosten für die Lebenshaltung derzeit die größte Furcht, wie die R+V Versicherung zu der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage “Die Ängste der Deutschen 2025” unter rund 2400 Personen mitteilte. Auf Platz zwei des Rankings folgt die Befürchtung, dass der Staat durch Geflüchtete überfordert sein könnte (49 Prozent), vor der Sorge vor höheren Steuern und weniger Leistungen (49 Prozent). Demnach blicken die Deutschen – trotz globaler Krisen und Unsicherheiten – aber insgesamt überraschenderweise weniger besorgt auf die Welt als im Vorjahr, da fast alle Sorgen in diesem Jahr leicht nachgelassen haben.
“Obwohl die Inflation abgeflacht ist, bleibt sie für die Deutschen ein Schreckgespenst”, sagte Studienleiter Grischa Brower-Rabinowitsch. “Sie spüren deutlich, wie die Preise für Energie, Nahrungsmittel und Dienstleistungen weiter anziehen.” Die Teuerung in Deutschland ist im August erstmals in diesem Jahr gestiegen – auf 2,2 Prozent. Die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten belegt das vierte Jahr in Folge Platz eins und damit in der 34. Auflage der Langzeitstudie zum 15. Mal.
Aktuell dominieren Finanzthemen und politische Sorgen. Nach der Angst vor Steuererhöhungen oder weniger Leistungen des Staates folgt auf Platz vier die Furcht vor unbezahlbarem Wohnraum, die 2024 noch auf Rang drei lag.
WACHSENDE SORGE VOR DESPOTEN WELTWEIT
Die Menschen blicken auch mit Unbehagen ins Ausland. Auf Platz fünf des Rankings ist die Sorge, dass weltweit autoritäre Herrscher immer mächtiger werden (47 Prozent). Das ist die einzige Angst, die in diesem Jahr gestiegen ist – wenn auch nur minimal um einen Prozentpunkt. Gleich dahinter kommt die Sorge, dass die Politik von US-Präsident Donald Trump die Welt gefährlicher macht. Allerdings war der Schrecken vor dem Republikaner in dessen erster Amtszeit etwa 2018 noch größer. “Die nachlassende Angst lässt sich mit Abstumpfung, Ernüchterung und Resignation angesichts des Trump’schen Politikstils erklären”, sagte Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki von der Universität Marburg, die die Studie als Beraterin begleitet.
Insgesamt fiel der gesamte Angstindex – also der durchschnittliche Wert aller gemessenen Sorgen – deutlich auf 37 Prozent, nach 42 Prozent 2024. Ein niedrigeres Niveau gab es in der seit 1992 gemachten Studie nur einmal – 2021 während der Corona-Pandemie mit 36 Prozent. “Die Menschen werden ständig mit multiplen Krisen konfrontiert, denen sie ohnmächtig gegenüberstehen”, erläuterte Borucki. “Die Deutschen haben sich an diesen Zustand gewöhnt, sie sind krisenmüde.” Dieser Rückgang bedeute nicht, dass die Menschen sorglos seien. “Vielmehr richtet sich ihr Fokus auf das Hier und Jetzt – und besonders auf die eigene finanzielle Situation.”
(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Reinhard Becker. – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)