München (Reuters) – Der fränkische Autozulieferer Schaeffler will sich in den nächsten drei Jahren auf den tiefgreifenden Wandel in der Branche einstellen und setzt dabei auf ein Ende der Verluste in der Elektromobilitäts-Sparte.
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern (Ebit) und Sondereffekten solle sich bis 2028 verdoppeln, sagte Vorstandschef Klaus Rosenfeld auf einem Kapitalmarkttag am Dienstag. Schaeffler will den Umsatz auf 27 bis 29 (2024: 24,3) Milliarden Euro steigern und eine operative Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) von sechs bis acht (3,5) Prozent erreichen. Das Umsatzziel entspricht einem Wachstum von jährlich rund vier Prozent – ohne Zukäufe. “Wir wollen in jeder Sparte weltweit zu den drei führenden Unternehmen gehören”, sagte Rosenfeld vor Analysten und Investoren.
Ein Schlüssel dafür ist die geplante Gewinnwende in der bisher tiefroten Sparte E-Mobility. Sie soll den Umsatz bis 2028 auf 8,25 bis neun (2024: 4,8) Milliarden Euro kräftig ausbauen – auch infolge der Übernahme der früheren Continental-Sparte Vitesco. Dann soll sie operativ auch keine Verluste mehr schreiben. 2024 hatte Schaeffler in dieser Sparte mit jedem Euro Umsatz 22 Cent Verlust vor Zinsen und Steuern erwirtschaftet. “Der Markt ist immer noch intakt”, sagte Spartenchef Thomas Stierle. 80 Prozent des Wachstums seien schon durch Aufträge untermauert. “Alles dreht sich um die Umsetzung.”
Die E-Auto-Antriebssparte des kriselnden Rivalen ZF Friedrichshafen will Schaeffler nicht übernehmen: “Wir haben selbst alle Hände voll zu tun, unsere Ziele zu erfüllen”, sagte Rosenfeld. “Wir werden nicht die Probleme von ZF lösen.” Die Schaeffler-Aktie legte im Kleinwerteindex SDax um 3,5 Prozent auf 5,69 Euro zu.
In der Getriebe- und Karosserie-Sparte, die stark von Verbrenner-Fahrzeugen abhängig ist, rechnet Schaeffler bis 2028 mit einem deutlichen Umsatzrückgang auf 8,0 bis 8,75 (9,7) Milliarden Euro, will die Ebit-Marge dabei aber mit zehn bis zwölf (11,4) Prozent halbwegs stabil halten. Noch höher sollen die Margen im Ersatzteil-Geschäft ausfallen, das 2028 bei einem Umsatz von 3,75 bis 4,25 (3,0) Milliarden Euro auf eine Ebit-Marge von 13,5 bis 15,5 (14,8) Prozent kommen soll. Fortschritte bei der Rendite erwartet Rosenfeld im Wälzlager-Geschäft, in dem ein großer Teil des Umsatzes nicht aus der Autobranche kommt. Bei 6,75 bis 7,25 (6,5) Milliarden Euro Umsatz soll die Sparte die Rendite auf neun bis elf (6,7) Prozent schrauben.
Bis 2035 will Rosenfeld Schaeffler zu einem 35-Milliarden-Euro-Konzern machen. Zehn Prozent davon sollen dann aus neuen Geschäftsfeldern wie menschenähnlichen Robotern, dem Geschäft mit der Rüstungsindustrie und dem elektrischen Fliegen kommen. Fünf Prozent des heutigen Geschäfts müssten saniert werden, von fünf Prozent wolle sich Schaeffler trennen, sagte Rosenfeld.
Schaeffler hatte im vergangenen Jahr nach der Übernahme von Vitesco ein Sparprogramm aufgelegt, das das Ebit bis 2029 allein um 815 Millionen Euro verbessern soll. Die Zahl der Mitarbeiter in Europa soll um 4700 sinken. 80 Prozent davon seien bereits vollzogen oder vereinbart, sagte Rosenfeld. “Wir bewegen uns absolut in die richtige Richtung.”
(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)