Für Spaniens Notenbankchef ist EZB-Zinskurs nach Juli noch offen

Madrid (Reuters) – Der Zinskurs der Europäische Zentralbank (EZB) nach dem Juli ist aus Sicht von Spaniens Notenbankchef Pablo Hernandez de Cos noch unklar.

“Wir haben noch eine Wegstrecke vor uns und werden die Zinssätze im Juli erneut anheben müssen”, sagte das EZB-Ratsmitglied am Freitag auf einer Konferenz im spanischen Santander. Falls die Grundannahmen der EZB Bestand hätten, müssten die Sätze im Juli erneut um 0,25 Prozentpunkte erhöht werden. “Es ist jedoch nicht möglich, Entscheidungen nach dieser Sitzung vorherzusagen,” merkte er an. Das nächste Zinstreffen der Währungshüter ist für den 27. Juli in Frankfurt geplant.

Die EZB hatte im Sommer 2022 mit einer Serie von Zinserhöhungen im Kampf gegen die hohe Inflation begonnen. Am Donnerstag vor einer Woche setzte sie erneut wie im Mai die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte nach oben. Es war bereits der achte Schritt nach oben in Folge. Der an den Finanzmärkten richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit inzwischen bei 3,50 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit 22 Jahren. Für den Juli signalisierte EZB-Präsidentin Christine Lagarde nach dem Zinsbeschluss einen weiteren Schritt nach oben.

De Cos zufolge ist die Unsicherheit weiter hoch. “Wir werden unsere Entscheidungen weiterhin in Abhängigkeit von den Daten und insbesondere von der Gesamtbewertung der Inflationsaussichten und der Dynamik der zugrundeliegenden Inflation fällen,” merkte er an. Die Inflation im Euro-Raum hatte sich im Mai zwar auf 6,1 Prozent von 7,0 Prozent im April deutlich abgeschwächt. Die Kerninflation, in der die schwankungsreichen Preise für Energie. Lebensmittel, Alkohol und Tabak rausgerechnet sind, ging dagegen nur leicht auf 5,3 Prozent von zuvor 5,6 Prozent zurück. Dieses Maß gilt unter Experten als guter Indikator für die maßgeblichen Inflationstrends.

(Reporter Jesus Aguado; Bearbeitet von Frank Siebelt; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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