Frankfurt (Reuters) – Aus Sicht von EZB-Chefvolkswirt Philip Lane besteht bei den Löhnen ein Nachholbedarf wegen der anhaltend hohen Inflation.
Dies könne die angestrebte Rückkehr der Teuerung zum Zwei-Prozent-Ziel der Währungshüter verzögern, sagte Lane in einem am Freitag veröffentlichten Podcast der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Löhne befänden sich in einer Aufholphase, dies sei keine Lohn-Preis-Spirale. “Aber in diesem Übergang wird es eine Phase geben, wie wir sie jetzt haben, in der diese Rückkehr zu zwei Prozent langsamer verläuft”, sagte Lane. Denn die Lohnentwicklung benötigte Zeit, um aufzuschließen. Unter einer Lohn-Preis-Spirale verstehen Ökonomen eine Situation, in der sich Preise und Löhne immer weiter gegenseitig hochschaukeln.
Zuletzt hatte es Befürchtungen unter den Währungshütern gegeben, dass ein starker Arbeitsmarkt und kräftige Lohnzuwächse dazu führen könnten, dass die EZB später als gedacht die Inflation auf zwei Prozent zurückdrängen kann. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte nach der Zinserhöhung vor einer Woche gesagt, dass die jüngsten Tarifabschlüsse die Inflationsrisiken erhöht hätten.
Im deutschen Mittelstand hatten nach einer Umfrage der DZ Bank die Befürchtungen zugenommen, dass eine Lohn-Preis-Spirale einsetzen könnte. Der Erhebung zufolge rechneten rund 79 Prozent der kleineren und mittleren Betriebe als Folge der hohen Teuerung mit steigenden Lohnkosten für ihre Firma. Bewahrheiteten sich diese Erwartungen, dürften die Unternehmen wiederum versuchen, die gestiegenen Lohnkosten an ihre Kunden weiterzureichen, hieß es in der Studie.
(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Hans Seidenstücker; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)











