Anleger in Europa vor Fed-Entscheid zuversichtlich – Dax auf Rekordhoch

Frankfurt (Reuters) – Vor der erwarteten Zins-Pause der US-Notenbank haben Anleger in Europa erneut bei Aktien zugegriffen.

Der Dax sprang am Mittwoch in der Spitze um 0,6 Prozent auf ein Rekordhoch von 16.332,67 Punkte. Sein europäisches Pendant EuroStoxx50 legte um 0,8 Prozent auf 4380 Zähler zu. “Wir gehen davon aus, dass die Fed eine Pause einlegt, aber die Tür für eine Zinserhöhung im Juli weit offen lässt”, sagte Jefferies-Stratege Mohit Kumar.

Nach dem überraschend deutlichen Rückgang der US-Inflation rechnen Börsianer fest damit, dass die US-Notenbank bei ihrer Sitzung die Zinsen vorerst nicht weiter erhöht. “Allerdings geht die Mehrheit am Markt davon aus, dass wir heute zwar eine Pause, nicht aber das Ende der Zinserhöhungen erleben”, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Daher blickten Anleger mit Spannung auf mögliche Hinweise der Fed zu künftigen Zinsschritten.

Wohl sei vielen Anlegern nicht beim Aktienkauf auf dem aktuell hohen Niveau, konstatierte Analyst Konstantin Oldenburger vom Online-Broker CMC Markets. “Es ist die Skepsis, die die Kurse treibt, während die Absicherungen der Profis den Markt vor einer größeren Korrektur bewahren.” Vielen Investoren komme die Rally allerdings “wie ein schlechter Film vor”.

DOLLAR GIBT LEICHT NACH

Vor der erwarteten Verschnaufpause nach den rasanten Zinserhöhungen der Fed gab der Dollar-Index, der den Wert der US-Währung zu wichtigen anderen Währungen misst, um 0,1 Prozent auf 103,15 Punkte nach. Dagegen erholte sich der Euro weiter von seinem Zweieinhalbmonatstief Ende Mai und lag zuletzt bei 1,0798 Dollar. Nach der Fed wird die Europäische Zentralbank am Donnerstag ihren Zinsentscheid verkünden. Experten rechnen damit, dass die EZB die Zinsen um weitere 25 Basispunkte anheben wird, um die hartnäckige Inflation einzudämmen.

Bei den Einzelwerten sorgten unterdessen Expansionspläne von Firmen für Aufsehen. Der britische Glücksspiel- und Wettkonzern Entain verschreckte Anleger mit einem geplanten Zukauf in Polen. Die Titel fielen in London um mehr als zehn Prozent, nachdem das Unternehmen seine Pläne für einen 750 Millionen Pfund schweren Deal vorgelegt hat. Entain will den in Polen ansässigen Sportwettenanbieter STS Holdings übernehmen, um seine Präsenz in Europa auszubauen.

Dagegen kamen die vorgelegten Umsatzziele von Wacker Neuson bei Anlegern gut an. Die Aktien des Münchner Baumaschinen-Herstellers legten um mehr als sechs Prozent zu. Der Konzern will seinen Umsatz bis 2030 um mehr als drei Viertel steigern und die Rendite gleichzeitig nach oben schrauben. Ein Händler nannte das Margenziel allerdings “nicht sehr ambitioniert”. Die operative Umsatzrendite soll sich – noch vor 2030 – auf elf von neun Prozent verbessern.

Nach dem überraschenden Abgang des langjährigen Konzernchefs zeigten Anleger indes dem Computerzubehör-Hersteller Logitech die kalte Schulter. Die Titel des schweizerisch-amerikanischen Unternehmens sackten rund zehn Prozent ab und waren damit der größte Verlierer sowohl unter den Schweizer Bluechips als auch den europäischen Technologiewerten. “Die unmittelbaren Konsequenzen dürften begrenzt sein”, erklärte Analyst Marcus Bäumer von der Luzerner Kantonalbank. “Schwerer wiegt jedoch, dass Bracken Darrell eine gute Hand in der strategischen Anpassung des Unternehmens bewiesen hat und im Kapitalmarkt gut angesehen ist.”

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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