Berlin (Reuters) – Die deutschen Exporteure haben nach einem starken Jahresauftakt einen unerwartet heftigen Rückschlag erlitten.
Wegen der schwächeren Nachfrage aus den wichtigsten Märkten EU, USA und China brachen ihre Ausfuhren im März um 5,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 129,7 Milliarden Euro ein. Das teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit. Im Januar gab es noch ein Plus von 2,7 Prozent, im Februar sogar von 4,0 Prozent. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten zwar ein Minus erwartet, allerdings nur von 2,4 Prozent. Die Importe sanken sogar um 6,4 Prozent auf 113,0 Milliarden Euro.
“Die schwächelnde Weltkonjunktur nagt merklich an den deutschen Exporten”, sagte der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier. “Geopolitische Risiken, immer wieder aufflammende Turbulenzen an den Finanzmärkten, die weiterhin hohen Inflationsraten und Kaufkraftverlust sowie gestiegene Zinsen sorgen für große Unsicherheiten im Auslandsgeschäft der deutschen Unternehmen.” Die DIHK hat deshalb ihre Prognose für das Exportwachstum in diesem Jahr mehr als halbiert: Die deutschen Ausfuhren dürften inflationsbereinigt (real) nur um ein Prozent zulegen. Bislang war ein Plus von 2,5 Prozent erwartet worden. “Ein Aufschwung sieht anders aus”, sagte Treier.
“BRICHT KEIN ZACKEN AUS DER KRONE”
Banken-Volkswirte klingen nicht ganz so pessimistisch. Chefökonom Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank etwa hält den Rückschlag für verkraftbar. “Davon bricht dem Sektor noch kein Zacken aus der Krone”, sagte der Experte. “Das Exportniveau ist hoch, Materialmängel nehmen ab und die Exporterwartungen bessern sich.”
Die Stimmung unter den deutschen Exporteuren ist derzeit so gut wie seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine vor gut einem Jahr nicht mehr, was für eine Rückkehr zum Wachstum spricht. Das Barometer für deren Exporterwartungen stieg im April um 2,8 auf 6,8 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner monatlichen Unternehmensumfrage jüngst ermittelte. “Nach einem schwachen Jahresbeginn dürften die Ausfuhren im zweiten Quartal wieder wachsen”, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe.
BRITEN KAUFEN MEHR
Die Ausfuhren in die EU-Staaten gingen im März um 6,2 Prozent zum Vormonat zurück auf 69,3 Milliarden Euro. Abnehmerland Nummer eins blieben die USA: Dorthin wurden Waren im Wert von 12,5 Milliarden Euro verkauft, ein Minus von 10,9 Prozent. Die Exporte nach China sanken um 9,3 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro, während die nach Großbritannien um 1,5 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro wuchsen. Die Ausfuhren nach Russland legten um 1,8 Prozent auf 0,9 Milliarden Euro zu.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)