Frankfurt (Reuters) – Nach dem Sprung auf ein neues Jahreshoch kurz nach Handelsbeginn ist dem Dax am Freitag schnell die Puste ausgegangen.
Der deutsche Leitindex notierte gegen Mittag 0,6 Prozent schwächer bei 15.707 Zählern. Zeitweise war er mit 15.919,47 Zählern wieder in Reichweite der 16.000-Punkte-Marke vorgerückt. Der EuroStoxx50 notierte 1,1 Prozent schwächer “Es stellt sich unweigerlich die Frage, ob auch in diesem Jahr getreu des Börsenbonmots ‘Sell in May and go away’ nun die weniger ertragreiche Börsenphase beginnt”, erklärte Jürgen Molnar von RoboMarkets. Auf Wochensicht hat der Dax bis Freitagmittag mehr als ein Prozent verloren, seit Jahresbeginn kommt er auf ein Plus von mehr als 13 Prozent.
Analysten zufolge sorgte vor allem die Unklarheit über den weiteren Kurs der Notenbanken für Zurückhaltung unter den Anlegern. In der nächsten Woche stehen die Zinsentscheide der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank an. “An der Erwartung nochmal steigender Zinsen wird kaum zu rütteln sein”, befanden die Analysten der Helaba. “Mehrheitlich gehen die Akteure von jeweils 25 Basispunkten sowohl bei der EZB als auch bei der Fed aus.”
MÄRKTE BRÖCKELN NACH BIP-DATEN AB
Anleger befürchten, dass die seit Monaten steigenden Zinsen im Kampf gegen die Inflation der Konjunktur zu stark zusetzen könnten. Die Euro-Zone ist im ersten Quartal nur leicht gewachsen. Hierzulande ist die Wirtschaft nur haarscharf an der lange befürchteten Winterrezession vorbeigeschrammt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagnierte von Januar bis März zum Vorquartal – Ökonomen hatten im Schnitt ein Wachstum von 0,2 Prozent erwartet. “Das Ergebnis bestätigt, dass wir weiterhin auf einer konjunkturellen Durststrecke unterwegs sind”, urteilte LBBW-Analyst Jens-Oliver Niklasch. Man dürfe “die steigenden Leitzinsen in den Industrieländern nicht außer Acht lassen. In den USA hat sich ja bereits eine gewisse Konjunkturabkühlung manifestiert.” Der Euro bröckelte ebenso wie der Dax nach der Veröffentlichung der Daten ab. Die Gemeinschaftswährung fiel um bis zu 0,5 Prozent auf ein Tagestief von 1,0975 Dollar.
COVESTRO NACH ZAHLEN SPITZENREITER IM DAX
Unter den Einzelwerten sorgten erneut eine Reihe von Unternehmensbilanzen für Bewegung. Covestro standen mit einem Plus von 5,8 Prozent an der Dax-Spitze. Für den Kunststoffkonzern verläuft das Jahr dank niedrigerer Energiekosten und Einsparungen glimpflicher als zunächst befürchtet.
Auf Sinkflug gingen dagegen ProSiebenSat1: Der Konzern hatte am Donnerstagabend eine massive Dividendenkürzung sowie einen Gewinn- und Umsatzrückgang bekanntgegeben. Zudem trennt sich ProSiebenSat.1 mit sofortiger Wirkung und in gegenseitigem Einvernehmen von Finanzchef Ralf Gierig. Die Aktien rutschten im MDax in der Spitze um fast 19 Prozent auf 7,92 Euro ab und steuerten auf den größten Tagesverlust seit 15 Jahren zu.
An der Stockholmer Börse legte der Hausgerätedarsteller Electrolux einen deutlichen Kurssprung hin. Operativ stand im ersten Quartal zwar ein Verlust von 256 Millionen Schwedischen Kronen (22,6 Millionen Euro) in den Büchern – dieser fiel jedoch geringer aus als von Analysten erwartet. Die Aktie stieg um mehr als neun Prozent.
(Bericht von: Daniela Pegna. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)